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Editorial: Mit beiden Beinen in den Wolken

Christiane Gelitz

Als Kinder verbrachten meine Freundinnen und ich manchmal ein ganzes Wochenende mit Tagträumen: Die Kornfelder waren Meere und die Bäume Schiffe, und wir kletterten hoch hinauf in die Masten, um die Welt zu erobern.

Lassen wir heute in einer Kaffeepause den Gedanken freien Lauf, so bleiben sie oft mit einem Bein im Alltag kleben. Was mache ich Schönes, wenn das laufende Projekt endlich durch ist? Ein ganzer Monat am Meer wäre toll. Aber kann ich mir das leisten?

Für ausgiebige Expeditionen fehlen uns meist der Mut und die Muße. Aber auch wenn unsere Fantasie heute weniger weit hinaus segelt als einst in Kindertagen: Den Boden der Tatsachen für ein paar Minuten zu verlassen, beflügelt den Geist. Denn das scheinbar unproduktive Umherschweifen bringt kreative Ideen hervor! Wie das geschieht und welche Bahnen unsere Hirnaktivität dabei zieht, schildert "Gehirn&Geist"-Redakteur Steve Ayan ab S. 12. Im zweiten Teil der Titelgeschichte ermuntert uns der Neurophilosoph Felipe de Brigard von der Duke University in Durham (USA) sogar dazu, vergangene Ereignisse gedanklich "umzuschreiben". Alternative Szenarien zu ersinnen helfe, den seelischen Ballast der Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Der ungebundene Geist ist noch ein weiteres Mal Thema dieser Ausgabe. Ab S. 34 erläutert der Psychologe Adam Grant, wie Eltern ihre Kinder dazu erziehen können, eigene Werte zu entwickeln. Der junge Professor von der Wharton Business School berät viele namhafte Organisationen und fordert in seinem Buch "Nonkonformisten" dazu auf, sich von Konventionen frei zu machen. Wir veröffentlichen einen exklusiven Auszug.

Auch aus biologischer Sicht beleuchten wir das Thema Individualität. Der Journalist Christian Wolf nimmt dazu ab S. 48 jene neurona­len Schaltkreise unter die Lupe, in denen unser Denken für gewöhnlich abläuft. Hirnforscher suchen normalerweise nach Netzwerken, die bei jedem von uns in gleicher Weise aktiv sind, doch hier ergründen sie, wie sehr sich die Netzwerke von Mensch zu Mensch unterscheiden.

Wenn Sie diese Zeilen lesen, dann spielt in Ihrem Kopf also ein ganz einzigartiges neuronales Orchester. Vielleicht knüpfen Sie kreative Verbindungen, die noch nie zuvor jemand erdacht hat! Lassen Sie die Redaktion daran teilhaben, indem Sie uns Rückmeldung geben – einfach an: gelitz@spektrum.de .

Beflügelnde Tagträume wünscht Ihnen
Christiane Gelitz

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