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Psychiatrie: Ein streitbarer Psychiater

Christoph Pöppe über "Biologie für die Seele" von Florian Holsboer
Der Motor läuft nicht richtig? Dann fehlt ihm Schmieröl. Gib es ihm, es wird sich von selbst an die richtigen Stellen verteilen, und das Problem ist gelöst. Der Mensch ist zuckerkrank? Dann fehlt ihm Insulin. Gib es ihm, es wird sich von selbst an die richtigen Stellen verteilen, und das Problem ist – zumindest für den Moment – gelöst. Der Mensch ist depressiv? Dann fehlt ihm Serotonin - aber es ihm zu geben nützt nichts, denn es verteilt sich nicht von selbst an die richtigen Stellen, und selbst das würde das Problem nicht lösen. Das menschliche Gehirn ist eben deutlich komplizierter als der Verbrennungsmotor oder der Glukosestoffwechsel.

Der neuronale Botenstoff Serotonin wird aus einer Nervenzelle freigesetzt, wandert durch den nur 15 Nanometer breiten synaptischen Spalt zwischen ihr und der benachbarten Nervenzelle, lagert sich dort an einen Rezeptor an und vollendet damit die Informationsübertragung von der einen Zelle zur anderen – wenn es nicht von seiner Absenderzelle vorzeitig wieder eingesammelt wird. Allem Anschein nach dient dieser Hemmungsmechanismus (reuptake) dazu, die Stärke des so übertragenen Signals feinzusteuern. Das heute gebräuchliche Antidepressivum Imipramin mitsamt seinen zahlreichen Modifikationen entfaltet seine Wirkung, indem es den Hemmungsmechanismus hemmt und damit dem Serotonin, so es denn überhaupt freigesetzt wird, eine größere Wirksamkeit verschafft.

Mit der Geschichte dieses Medikaments, dessen Wirkung nur durch ein Zusammenwirken glücklicher Zufälle mit der Intuition der beteiligten Forscher entdeckt werden konnte, beginnt Florian Holsboer, Chef des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München und "Deutschlands bekanntester Psychiater" (Klappentext), sein Buch...

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