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Der atopische Marsch: Eine Allergikerkarriere

Allergien kommen selten allein. Neue Forschungsergebnisse könnten erklären, weshalb viele Kinder mit allergischen Ekzemen später auch noch Asthma, Heuschnupfen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten entwickeln.
Allergien entwickeln sich oft in einer typischen Reihenfolge, die als atopischer Marsch bezeichnet wird.

Meinen ersten schweren Asthmaanfall hatte ich als kleines Kind, als ich im Gästebett meiner Freundin übernachtete – zusammen mit ihrem Kätzchen. Ich war viel zu schüchtern, um mich über die Haare auf meinem Kissen zu beklagen. Stattdessen bemühte ich mich, flach zu atmen, um möglichst wenig von den feinen Partikeln in die Lunge zu bekommen, welche die Katze in der Zimmerluft und auf dem Bettzeug hinterlassen hatte. Erst gegen drei Uhr morgens – mein Gesicht war geschwollen und die Luftröhre so entzündet, dass ich kaum noch atmen konnte – brachte ich den Mut auf, die Eltern meiner Freundin zu wecken. Die Nacht endete in der Notaufnahme des Krankenhauses: Die Ärzte ließen mich ein bronchienerweiterndes Mittel inhalieren und verabreichten mir eine ordentliche Dosis Antihistaminika.

Der Vorfall war nur eine Episode in meinem lebenslangen Kampf mit allergischen Erkrankungen und einer schweren Überempfindlichkeit gegenüber Umweltreizen. Meine Mutter, die selbst zu Allergien neigt, erinnert sich gut an die entzündeten, juckenden Hautstellen, die mich schon in der frühen Kindheit quälten. Es waren die typischen Symptome des atopischen Ekzems, besser bekannt unter der alten Bezeichnung Neurodermitis (siehe den Beitrag ab S. 42). Damals zeigte ich auch, wie mein Vater erzählt, "eine eigenartige Reaktion", sobald Tiere in der Nähe waren: Ich kratzte mich am Hals, meine Augen röteten sich und tränten, die Lider schwollen an. Diese typischen Symptome der allergischen Rhinitis, gemeinhin als Heuschnupfen bezeichnet, sind die Reaktion des menschlichen Immunsystems auf allergieauslösende Proteine, die beispielsweise in Haaren oder Hautschuppen von Tieren vorkommen.

Ein anfälliges Kind wird in den ersten Lebensjahren wahrscheinlich gegenüber einer Reihe solcher Allergene sensibilisiert, wenn sein eigenes Immunsystem reift und allmählich Abwehrreaktionen gegen Fremdsubstanzen entwickelt. In den Körper gelangen die Allergieauslöser entweder über die Schleimhäute der Atemwege oder über die Haut, sofern deren natürliche Barrierefunktion beeinträchtigt ist. Anfangs sind die Reaktionen meist örtlich begrenzt. Mit der Zeit können sie aber auch systemischen Charakter annehmen, das heißt den gesamten Körper erfassen. Ich selbst wurde vermutlich zunächst über die Haut gegen Kontaktallergene sensibilisiert, was später dazu führte, dass auch meine Lungen übermäßig auf eingeatmete Fremdstoffe reagierten ...

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  • Quellen

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Geroldinger-Simic, M. et al.: Birch Pollen-Related Food Allergy: Clinical Aspects and the Role of Allergen-Specific IgE and IgG4 Antibodies. In: Journal of Allergy and Clinical Immunology 127, S. 616 – 622, 2011

Harada, M. et al.: Thymic Stromal Lymphopoietin Gene Promoter Polymorphisms Are Associated with Susceptibility to Bronchial Asthma. In: American Journal of Respiratory Cell and Molecular Biology 44, S. 787 – 793, 2011

Platts-Mills, T. A., Woodfolk, J. A.: Allergens and their Role in the Allergic Immune Response. In: Immunological Reviews 242, S. 51 – 68, 2011

Siracusa, M. C. et al.: TSLP Promotes Interleukin-3-independent Basophil Haematopoiesis and Type 2 Inflammation. In: Nature 477, S. 229 – 233, 2011

Zheng, T. et al.: The Atopic March: Progression from Atopic Dermatitis to Allergic Rhinitis and Asthma. In: Allergy Asthma Immunological Research 3, S. 67 – 73, 2011

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