Geophysik: Aufstieg vom Rand des Erdkerns
Schon seit Jahrzehnten wogt der Streit um den Ursprung der Hotspots. An diesen vulkanischen Regionen, von denen mehrere Dutzend über den Globus verteilt sind, ist die Erdkruste aufgewölbt, als würde glühendes Material unerbittlich von unten dagegen drücken. Als Ursache vermuten viele Geowissenschaftler so genannte Plumes: Ströme heißen Gesteins, das aus Tiefen von 3000 Kilometern säulenartig aufsteigt.
Für diese Vorstellung sprechen physikalische Modelle, wonach sich solche Plumes wie Blasen in einem Topf mit kochendem Wasser spontan im Erdmantel bilden sollten, wenn er vom Erdkern darunter aufgeheizt wird. Außerdem haben Seismologen, die anhand von Erdbebenwellen tomografische Aufnahmen des Erdinneren erstellen, in den oberen Mantelregionen Hinweise auf die heißen Gesteinssäulen gefunden. Doch solange nicht nachgewiesen war, wie tief sie hinabreichen, bezweifelten einige Geophysiker, dass sie wirklich an der Grenze zum Erdkern entstehen, und hielten einen Ursprung weiter oben für genauso denkbar, ja sogar wahrscheinlicher.
Eine neue Untersuchung dürfte die alte Streitfrage nun endgültig entschieden haben. Mit einer raffinierten Methode, die den seismografischen Aufzeichnungen bislang verborgene Details entlockt, fanden Forscher klare Hinweise auf 28 Plumes – die meisten unter vulkanischen Hotspots – die sich ohne Unterbrechung senkrecht bis zum Erdkern erstrecken. "Wenn sich unsere Ergebnisse als stichhaltig erweisen, setzen sie den Schlussstrich unter die Debatte", erklärt Barbara Romanowicz, Geophysikerin an der University of California in Berkeley, welche die Untersuchung zusammen mit ihrem Kollegen Scott French veröffentlicht hat. ...
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