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Geistesblitze - Sprache: Feiner Unterschied

Wie wir über Menschen mit psychischen Erkrankungen sprechen, kann unsere Einstellung gegenüber den Betroffenen beeinflussen. Darauf deutet eine Umfrage von Darcy Haag Granello und Todd A. Gibbs von der Ohio State University unter 700 Probanden hin.

Alle Versuchspersonen erhielten einen identischen Fragebogen – mit einem Unterschied: Während bei der einen Hälfte stets von ihren Einstellungen gegenüber "psychisch Kranken" (im englischen Original: "the mentally ill") die Rede war, tauchte bei den anderen durchgängig die Formulierung "Menschen mit psychischen Erkrankungen" ("people with mental illness") auf. Außerdem versahen die Forscher alle Fragebögen vorab mit derselben Definition: "Der Begriff ›psychisch Kranke‹ (respektive ›Menschen mit psychischen Erkrankungen‹) bezieht sich in diesem Fall auf Personen, die auf Grund einer psychischen Störung behandelt werden müssen, aber in der Lage sind, ein eigenständiges Leben außerhalb eines Krankenhauses zu führen."

Wurden die Versuchspersonen gebeten, sich zu "psychisch Kranken" zu positionieren, stimmten sie eher der Aussage zu, die Betroffenen sollten ähnlich kontrolliert und bestraft werden wie kleine Kinder – oder vom Rest der Bevölkerung isoliert werden. Solche Begriffe zu meiden, könnte demnach vielleicht dazu beitragen, der Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken, glauben die Forscher. Warum Formulierungen wie "psychisch Kranke" unser Bild der betreffenden Personen beeinflussen, wissen sie nicht. Es sei aber denkbar, dass viele bei dem Begriff automatisch an die besonders schweren Fälle denken, die häufig mit Gewalttätigkeit assoziiert werden. Zudem reduziere der Begriff die Betroffenen sprachlich ausschließlich auf ihre Erkrankung. (dz)

J. Couns. Dev. 94, S. 31–40, 2016

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