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Spezial Politik & Psyche: Gene und Gesinnung

Manches deutet darauf­ hin, dass Erbanlagen, Hormone oder Hirn­botenstoffe teilweise unser politisches ­­­Denken beeinflussen. Doch wie sehr ­dies beim Urnengang der Wähler ins ­Gewicht fällt, ist unter Forschern umstritten.
Politerbe

Ein bekannter Wahlwerbespot von 2012 zeigt US-Präsident Barack Obama vor einer Menge staunender Unterstützer. Plötzlich wird der Bildschirm schwarz, dumpfe Molltöne erklingen. Parolen wie "Angst und Abscheu" oder "Widerlich" erscheinen, begleitet von Videos mit Menschen, die sich beklagen, Obama habe seine Wähler durch Schreckensszenarien manipuliert. In der Schlussszene wird Obamas zum Kultsymbol gewordenes Wahlkampfplakat von 2008 eingeblendet, bei dem sich das Wort HOPE (Hoffnung) zu FEAR (Angst) verformt und dann in Flammen aufgeht.
Dieser Clip der konservativen "American Crossroads"-Organisation ist exemplarisch für den Ton, der in US-Sendern und auf dem Videokanal Youtube kurz vor den Präsidentschaftswahlen 2012 herrschte. Sowohl das linke wie auch das rechte politische Lager produzierten derartige Horrorstreifen, die bei den Wählern Angst, Wut oder Abscheu wecken sollten.
Diese Strategie entspricht neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen darüber, wie Menschen zu politischen Ansichten gelangen. Lange waren Politikwissenschaftler davon überzeugt, dass soziale Kräfte – die Eltern und das persönliche Umfeld – bestimmen, ob jemand konservativ oder liberal denkt und ob er sich politisch betätigt. "Wir wissen mittlerweile, dass das wohl nicht alles ist", erklärt der Psychologe John Jost von der New York University.
Immer mehr Studien deuten inzwischen darauf hin, dass unsere Biologie ein entscheidendes Wörtchen bei unseren politischen Überzeugungen und Handlungen mitredet ...

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  • Quellen

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