Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Statistik: Haben schöne Eltern mehr Töchter?

Die Öffentlichkeit wird oft mit zweifelhaften Nachrichten aus der Wissenschaft versorgt. Häufig basieren sie auf einer allenfalls marginalen statistischen Signifikanz - Grund genug, um genauer auf korrekte Bedingungen bei der Schätzung kleiner Effekte zu achten.
Satoshi Kanazawa, Professor für Management und Forschungsmethodik an der London School of Economics, hat in den letzten Jahren im "Journal of Theoretical Biology" eine Reihe von Arbeiten publiziert, die Titel trugen wie "Große und hochgewachsene Eltern haben mehr Söhne", "Gewalttätige Männer haben mehr Söhne", "Ingenieure haben mehr Söhne, Pflegepersonal hat mehr Töchter" oder "Schöne Eltern haben mehr Töchter". Zuletzt hat er gemeinsam mit Alan S. Miller einige dieser Behauptungen auch in einem Buch vorgestellt.

Allerdings wurde gezeigt, dass die statistische Analyse in Kanazawas Behauptungen fundamentale Schwächen aufweist. So begeht er in einigen seiner Untersuchungen den Fehler, bei der Schätzung eines kausalen Effekts abhängige Variablen als Kontrollparameter zu wählen. In einer weiteren Studie kommt es zu einem Problem mit mehrfachen (multiplen) Vergleichen. Diese handwerklichen Fehler (die gleich näher beleuchtet werden) führen zu irrigen Schlüssen. Kurz: Kanazawas Behauptungen sind statistisch nicht signifikant, die von ihm analysierten Muster können auch zufällig aufgetreten sein.

Wäre der Mangel an Signifikanz bei der Begutachtung aufgefallen, so wären seine Artikel vermutlich niemals erschienen. Der Umstand, dass sie erschienen sind und über Medien und Bücher große Bekanntheit erlangten, wirft die Frage auf: Was sollen wir von Forschungsergebnissen halten, die zwar faszinierend, aber eben statistisch nicht signifikant sind? Am einfachsten wäre es, sie zu ignorieren.

Schließlich kann jeder, der sich ein simples Statistikprogramm besorgt, öffentliche Datenbanken durchkämmen und Korrelationen herausfischen, um eine bestimmte Hypothese zu bestätigen. Das wäre jedoch zu vorschnell, denn auch nicht signifikante Ergebnisse können auf etwas hindeuten...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Wie ich atme, so fühle ich

Ganz unbemerkt atmen wir täglich zirka 20.000-mal ein und wieder aus. Dabei ist das, was währenddessen in unserem Körper passiert, alles andere als banal. Und wird sogar von unserem Gemüt beeinflusst. Lesen Sie in der aktuellen »Woche«, wie die Teamarbeit von Hirn und Lunge gelingt.

Spektrum Kompakt – Was ist schön?

Schönheit liegt im Auge der Betrachtenden, heißt es. Doch stimmt das überhaupt? Oder gibt es vielleicht gewisse Charakteristika, die von vielen Menschen übereinstimmend als schön bezeichnet werden?

Spektrum Kompakt – Datenanalyse - Tücken der Interpretation

Von signifikanten Unterschieden ist gern die Rede, wenn Argumente mit Hilfe von Daten untermauert werden. Doch was steckt überhaupt hinter diesem und anderen statistischen Verfahren? Und welche Fehlinterpretationen können dabei entstehen?

Schreiben Sie uns!

3 Beiträge anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.