Geistesblitze: Heilmittel mit Haken
Viele Mediziner setzen ihre Hoffnung bei der Alzheimertherapie auf Antikörper. Aber eine solche Behandlung, die darauf abzielt, die typischen Amyloid-Plaques im Gehirn aufzulösen, könnte letztlich dafür sorgen, dass Nervenzellen auf Dauer ihren Dienst versagen. Das entdeckten Forscher um Marc Busche von der Technischen Universität München im Versuch mit Mäusen. Die Tiere besaßen allesamt eine spezielle Genvariante, die dafür sorgte, dass sie das Vorläuferprotein von Beta-Amyloid in großen Mengen produzierten, was schließlich auf lange Sicht zu alzheimertypischen Ablagerungen im Gehirn führt. Busche und sein Team behandelten die Mäuse entweder mit einem Beta-Amyloid-Antikörper oder mit einem anderen Antikörper und schauten sich das Nervengewebe der Nager daraufhin unter dem Mikroskop an.
Dabei entdeckten sie, dass die Ablagerungen mit dem Beta-Amyloid-Antikörper zwar verschwanden, die Zahl der hyperaktiven Neurone dafür aber zunahm. "Wenn Nervenzellen hyperaktiv sind, verausgaben sie sich über längere Zeit. Sie verstummen dann und sterben möglicherweise im späteren Verlauf ab", sagt Busche.
Das könnte erklären, warum derartige Antikörpertherapien bei menschlichen Alzheimerpatienten in ersten klinischen Versuchen bislang kaum Erfolge zeigten: Der positive Effekt der aufgelösten Plaques werde sozusagen durch die vermehrte Hyperaktivität der Neurone wieder zunichtegemacht. (dz)
Nat. Neurosci. 18, S. 1725–1727, 2015
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