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Gesundheit: Stress lass nach!

Arbeits-, Beziehungs-, sogar Freizeitstress: Psychische Überlastung scheint für viele Menschen der Normalzustand zu sein. Sieben Tipps für mehr Entspannung.
Hektik unserer Zeit

Als der Betreiber eines Fast-Food-Restaurants der in Japan sehr beliebten "Mister Donut"-Kette noch eine zweite Fi­lia­le zusätzlich übernahm, stieg seine Arbeitsbelastung sprunghaft an. Der Job hielt ihn im Schnitt 66 Stunden pro Woche auf Trab, zu Spitzenzeiten sogar länger.

Nach neun Monaten brach der Manager im Auto auf dem Weg zur Arbeit zusammen. Diagnose: plötzlicher Herztod. Im Januar 2017 stellte ein Gericht fest, dass es sich bei dem Unglück um einen Fall von "Karoshi" gehandelt hatte, zu Deutsch: Tod durch Überarbeitung. Der Konzern wurde dazu verurteilt, der Familie des ­Opfers eine Entschädigung von umgerechnet rund 400 000 Euro zu zahlen.

In Japan ist es bereits seit den 1980er Jahren möglich, Firmen zu verklagen, wenn Mitarbeiter offenbar wegen zu hoher Arbeitsbelastung gestorben sind. Dass zu viele Überstunden im Extremfall tödlich sein können, belegt eine Vielzahl internationaler Studien. Eine 2015 ver­öffentlichte Zusammenfassung zeigt: Wer mehr als 55 Stun­den pro Woche arbeitet, hat ein um 33 Prozent höheres Risiko, an einem Schlaganfall zu sterben. Die Wahrscheinlichkeit einer tödlichen Herzattacke steigt um 13 Prozent. Von den vielen psychischen Leiden, die durch andauernde Überlastung begünstigt werden, ganz zu schweigen. Dabei sind lange Arbeitszeiten nicht per se schädlich. Sie erhöhen lediglich das Risiko dafür, dass Arbeitnehmer in Stress geraten, also das Gefühl haben, den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein.

Stress ist heute allgegenwärtig. Dabei handelt es sich um ein vergleichsweise neues Konzept. Der österreichisch-kanadische Psychologe Hans Selye (1907-1982) führte den Begriff in seiner heutigen Bedeutung erst in den 1950er Jahren in die Wissenschaft ein. Mittlerweile kennen wir nicht nur Arbeitsstress, sondern auch Beziehungsstress, Prüfungsstress und sogar Freizeitstress. Schon Grundschüler haben zuweilen volle Terminkalender und verspüren Leistungsdruck, wie eine Studie der Universität Bielefeld im Jahr 2015 ergab ...

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Spektrum - Die Woche – Seelische Not wie nie zuvor

Der dritthäufigste Grund für Krankmeldungen in Deutschland sind psychische Erkrankungen. Expertinnen und Experten beobachten diesen Trend mit Sorge. In der aktuellen Woche beleuchten wir, welche Ursachen hinter den neuen Rekordzahlen liegen könnten.

Gehirn&Geist – Aus Fehlern lernen

Missgeschicke gehören zum Leben dazu. Unser Gehirn bemerkt sie oft blitzschnell. Wie registriert unser Gehirn, wenn wir uns irren, wie reagiert es darauf und warum lernt das Gehirn nicht immer aus den Fehlern? Daneben berichten wir, aus welchen Gründen manche Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen und wie eine Annäherung vielleicht gelingen kann. Therapien von Morbus Alzheimer konzentrierten sich auf die Bekämpfung der Amyloid-Plaques. Doch man sollte dringend die Ablagerungen des Tau-Proteins stärker in den Blick nehmen. Die Folgen des hybriden Arbeitens rücken zunehmend in den Fokus der Forschung. Es führt zu einer höheren Zufriedenheit bei den Angestellten. Allerdings gibt es auch Nachteile. Bremst das Homeoffice die Kreativität? Daneben gehen wir der Frage nach, ob Tiere empathisch sind.

Spektrum Kompakt – Reisen - Damals und heute

Seit jeher reisen Menschen und suchen dabei Erholung, Abwechslung, sich selbst oder einen neuen Wohnort. Auf dem Weg droht so manches Ungemach, das hat sich seit der Postkutschenzeit nicht verändert: Heute sind es Flugturbulenzen oder Bahnverspätungen. Manche Ursache dafür liegt weit zurück.

  • Quellen

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Future Work Centre: You've Got Mail! Research Report 2015. Future Work Centre, London 2015

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Kaluza, G.: Gelassen und sicher im Stress. Das Stresskompetenzbuch: Stress erkennen, verstehen, bewältigen. Springer, Heidelberg, 6. Auflage 2015

Keller, A. et al.: Does the Perception That Stress Affects Health Matter? The Association With Health and Mortality. In: Health Psychology 31, S. 677-684, 2012

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Koch, A. R., Binnewies, C.: Setting a Good Example: Supervisors as Work-Life-Friendly Role Models within the Context of Boundary Management. In: Journal of Occupational Health Psychology 20, S. 82-92, 2015

Messenger, J. et al.: Working Anytime, Anywhere: The Effects on the World of Work. Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg / Internationale Arbeitsorganisation, Genf, 2017

Querstret, D., Cropley, M.: Exploring the Relationship Between Work-Related Rumination, Sleep Quality, and Work-Related Fatigue. In: Journal of Occupational Health Psychology 17, S. 341-353, 2012

Schwarzer, R., Leppin, A.: Social Support and Health: A Theoretical and Empirical Overview. In: Journal of Social and Personal Relationships 8, S. 99-127, 1991

Sonnentag, S., Binnewies, C.: Daily Affect Spillover from Work to Home: Detachment from Work and Sleep as Moderators. In: Journal of Vocational Behavior 83, S. 198-208, 2013

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Varvogli, L., Darviri, C.: Stress Management Techniques: Evidence-Based Procedures that Reduce Stress and Promote Health. In: Health Science Journal 5, S. 74-89, 2011

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