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Hypnose: Therapie per Trance

Viele Menschen halten Hypnose immer noch für Mentalmagie oder Hokus­pokus. Doch inzwischen etabliert sich die Methode als hilfreiche Ergänzung zur Psychotherapie. Wie sie funktioniert, zeigt ein Selbstversuch.
Probe aufs Exempel
Probe aufs Exempel | GuG-Autorin Melinda Baranyai während einer Hypnosesitzung bei dem Psychotherapeuten Stefan Junker.

Ein Mädchen, vielleicht zehn Jahre alt, sitzt am Klavier. Die Lehrerin, die ­neben ihr steht, verfolgt jede Bewegung ihrer Finger mit Argusaugen. Ich ­betrachte die Szene von außen, sehe und höre, wie sich die Schülerin mit der Mondscheinsonate abmüht. Dieses Mädchen – bin ich.

Ich schlafe nicht, bin aber auch nicht hellwach. Mit geschlossenen Augen liege ich auf einem schwarzen Ledersessel und tauche ab in die Welt in meinem Kopf. Jedes Mal, wenn die Stimme des Therapeuten erklingt, wird mir bewusst, wo ich eigentlich bin: in einer Praxis für Hypnotherapie nahe Heidelberg. Der Gedanke währt aber immer nur kurz, dann zieht es mich wieder in die Traumwelt zurück.

Die Stimme schlägt vor, das Mädchen von der bösen Lehrerin zu befreien. Also führe ich die Dame aus der Szene hinaus, quer durch das Zimmer, den Flur entlang, zu einer Wendeltreppe, ­wo ich mich von ihr verabschiede. Dann setze ich mich selbst, so wie ich heute bin, auf den Platz der Schülerin.

Ich spüre die kalten Tasten an den Fingerspitzen, den Stoffbezug des Hockers, da erklingt ­Beethovens Klavierstück erneut. Beinah mühelos gleiten meine Finger über die Klaviatur. Mit gut vernehmbarer Stimme fordert der Therapeut mich nun auf, langsam ins Hier und Jetzt zurückzukehren.

Es dauert einen Moment, bis ich wieder ganz ankomme. Als ich die Augen öffne, empfängt mich das matte Licht der Praxis. Mir gegenüber sitzt der Psychotherapeut Stefan Junker. Um mich in Trance zu versetzen, brauchte er weder ein Pendel noch ein Mantra. "Seriöse Hypnose hat nichts mit Zauberei zu tun", betont Junker. Wie kommt es aber zu diesem sonderbaren, schlafähnlichen Zustand? Und was bewirkt er?

Hypnotherapeuten bedienen sich heute unterschiedlicher Techniken, um ihre Klienten in Trance zu versetzen ...

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  • Quellen

Bongartz, W. et al.: Die Effektivität der Hypnose. In: Psychotherapeut 47, S. 67-76, 2002

Kirsch, I. et al.: Hypnosis as an Adjunct to Cognitive-Behavioral Psychotherapy: A Meta-Analysis. In: Journal of Consulting and Clinical Psychology 63, S. 214-220, 1995

Orne, M. T., Evans, F. J.: Social Control in the Psychological Experiment: Antisocial Behavior and Hypnosis. In: Journal of Personality and Social Psychology 1, S. 189-200, 1965

Schweizer, C. C.: Vom blauen Dunst zum frischen Wind. Hypnotherapeutische Raucherentwöhnung in 5 Sitzungen. Das Tübinger Programm. Carl Auer, Heidelberg, 2. Aufl. 2011

Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie (WBP): Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung der Hypnotherapie. In: Deutsches Ärzteblatt 6, S. 285-287, 2006

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