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Kabeljau. Der Fisch, der die Welt veränderte.

Aus dem Englischen von Ulrich Enderwitz. Claassen, München 1999. 320 Seiten, DM 34,–.

Der Kabeljau Gadus morhua ist ein Allesfresser und unempfindlich gegen Krankheiten und Kälte. Zum Laichen sucht der in Schwärmen lebende Fisch aus der Ordnung der Dorschartigen (Gadiformes) vornehmlich ein bis zehn Grad kaltes Wasser in Küstennähe auf. Über Jahrhunderte machte ihn dies zum perfekten Fisch für Fang und Handel. Seinetwegen wurden Inseln entdeckt, große Teile Nordamerikas besiedelt, Kriege geführt und Revolutionen angezettelt. Neue Industriezweige und ganze Hafenstädte in Europa, Neuengland und Kanada verdanken ihm ihre Existenz. Erst der Kabeljau ließ Neuengland von einer abgelegenen Kolonie britischer Siedler zu einer internationalen Handelsmacht aufsteigen, die im Dreieckshandel mit Europa und den Westindischen Inseln reich wurde.

Dem amerikanischen Journalisten Mark Kurlansky ist eine amüsant zu lesende und zugleich lehrreiche Biographie über den Kabeljau gelungen, in der er mit leichter Feder Jahrhunderte und Kontinente umspannt. Sein Buch erscheint zu einer Zeit, in der die große Geschichte dieses Fisches zu Ende zu gehen droht.

Aufgrund kommerzieller Überfischung haben vielerorts die Bestände drastisch abgenommen. Im Juli 1992 sperrte die kanadische Regierung deshalb die Gewässer um Neufundland, die Grand Banks und den größten Teil des Sankt-Lorenz-Golfs für den Fang mit Grundfischnetzen; Küstenfischer und damit ganze Küstenorte wurden arbeitslos. Es ist das bislang letzte Kapitel einer tausendjährigen Fischfangtradition, die im 10. Jahrhundert mit den Entdeckungsfahrten der Wikinger begann. Heute ist aus dem haltbaren und lange preiswerten Nahrungsmittel eine teure Delikatesse geworden, welche die kanadischen Anrainer der einst reichsten Fanggründe tiefgefroren aus Island, Rußland und Norwegen importieren müssen.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 6 / 1999, Seite 115
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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