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Neurowissenschaft: Kluge Köpfe gähnen länger

Wer wissen will, ob ein Säugetier schlau ist, sollte es beim Gähnen beobachten: Je länger es andauert, desto leistungsfähiger ist sein Gehirn. Das berichtet ein Team um Andrew Gallup von der State University in New York, das für einen Vergleich von 19 Spezies Videos von gähnenden Tieren auswertete. Dabei entdeckten die Forscher, dass längeres Gähnen mit einer größeren Neuronenzahl und komplexerer Verschaltung sowie einem höheren Gewicht des Gehirns der Spezies einhergeht. Kein Zusammenhang bestand zwischen der Gähndauer und der Gesamtgröße des Tiers. So gähnen Kamele, Pferde oder Walrosse kürzer als Schimpansen oder Menschen.

Wissenschaftler vermuten, dass Gähnen müden Gehirnen eine Art Kick liefert, weil es die Blutzirkula­tion im Schädel anregt und die Hirnnerven somit kühlt. Nun wollen Gallup und sein Team untersuchen, ob auch bei anderen Tieren wie Vögeln oder Fischen eine Verbindung zur Hirnleistungsfähigkeit besteht. Zudem steht die Frage im Raum, ob längeres Gähnen innerhalb einer Art – etwa bei Menschen – ebenfalls auf eine höhere Intelligenz hindeutet. Erste Ergebnisse legen allerdings nahe, dass bei Arten mit besonders leistungsfähigen Gehirnen die Gähndauer bei ein- und demselben Individuum stärker schwankt. Dafür sind zwei Erklärungen denkbar: Zum einen könnten die Gehirne eine größere Flexibilität beim Kühlvorgang benötigen, zum anderen könnte das Gähnen auch soziale Signale an das Gegenüber senden.

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  • Quellen
Biol. Lett. 10.1098/rsbl.2016.0545, 2016
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