Direkt zum Inhalt

Mikrobiologie: Lepra-Erreger mit Schrumpfgenom



Die Lepra hat ihren Schrecken noch nicht verloren: Im Jahr 2000 wurden 700000 Neuerkrankungen registriert. Und die sprichwörtliche Geißel der Menschheit gibt weiter Rätsel auf. Zwar ist das 1873 entdeckte Lepra-Bakterium der erste Keim, der als Krankheitserreger erkannt wurde. Doch bis heute ist es nicht gelungen, ihn auf künstlichen Nährmedien zu züchten, was seine Erforschung erheblich erschwert. Jetzt hat ein internationales Team um Stewart T. Cole vom Pariser Institut Pasteur eine Erklärung dafür gefunden. Die Forscher verglichen das Erbgut des Lepra-Bakteriums mit den Genen des eng verwandten Tuberkulose-Keims. Mit erstaunlichem Ergebnis: Während die Erbsubstanz der Tuberkel-Bakterien etwa 4000 Gene enthält, sind es bei den Lepra-Erregern gerade einmal 1600. Wo die Tuberkeln für eine Stoffwechselfunktion meist mehrere Proteine bereit halten, haben die Lepra-Bakterien nur eine Minimalausstattung. Zudem sind ihre biochemischen Fähigkeiten sehr lückenhaft: Hier fehlt ein Enzym in der Atmungskette, dort können sie ein Substrat nicht verwerten. Durch erfolgreiche Anpassung ist es den Lepra-Erregern vermutlich geglückt, sich perfekt in den Stoffwechsel des Wirtes einzuklinken. Dass sie dabei verlernt haben, auf toten Nährmedien zu gedeihen, hat ihnen nicht weiter geschadet. (Nature, Bd. 409, S. 1007)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 5 / 2001, Seite 27
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.