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Editorial: Mehr Herz und Hand?

Carsten Könneker

Auf einer Konferenz für Wissenschaftsjournalisten staunte ich Ende November nicht schlecht. In einer Sitzung zu der Frage, mit welchen Themen man junge Leserinnen und Leser erreicht, vertraten sämtliche Experten diese Position: Wenn eine ­Redaktion ein Thema nicht emotionalisieren und in den Alltag der ­Menschen übersetzen kann, mag sie es getrost fallen lassen. Unter 30-Jährige wollen Einfühlung, Aufregung und Nutzwert. Das allein zähle.

Vielleicht bräuchte ich mich mit diesem Befund, der in der Praxis großer Nachrichtenportale angeblich gut belegt ist, nicht näher zu beschäftigen. Schließlich ging es auf der Session mehr um Online- als um Magazinjournalismus und eher um allgemeine ­Nachrichten denn um Wissenschaft; zudem adressieren wir mit "Gehirn&Geist" ja nicht speziell 20- bis 30-Jährige. Doch natürlich diskutieren wir permanent, welche Themen wir zur Publikation auswählen und wie wir sie konkret im Heft umsetzen. ­Spätes­tens an dieser Stelle fragen wir nach der Bedeutung eines Themas für den Alltag.

Insofern ist unser aktuelles Titelthema auch ein Experiment, dessen Ergebnis wir mit großer Spannung erwarten: Gibt es noch genug Leserinnen und Leser, die sich für die großen Rätsel der Hirnforschung interessieren? Wenn ja, können Sie sich auf unsere neue Serie "Kognitive Neurowissenschaft" freuen, die mit dieser Titelgeschichte beginnt. Darin erläutert der Neurophysiologe Andreas Engel den aktuellen Stand der Bewusstseinsforschung (ab S. 12). Seit wir in der Premierennummer von "Gehirn&Geist" 2002 mit ebendiesem Thema titelten, hat sich das Forschungsgebiet stark weiterentwickelt. In den nächsten drei Heften geben weitere namhafte Experten Überblicke über die Fachgebiete Neurobiologie des Entscheidens, des Lernens sowie des Gedächtnisses.

Wir widmen uns solchen Themen aus bloßer Lust an der Erkenntnis und aus dem Drang heraus, die großen Rätsel von Gehirn und Geist zu verstehen. Und das reine Erkenntnisinteresse hat durchaus einen Wert, wie der Beitrag "Warum sich Neugier lohnt" ab S. 30 darlegt.

Doch wie ergeht es Ihnen: Wünschen Sie sich mehr Gefühl und Nutzwert, mehr Herz und Hand in "Gehirn&Geist"? Schreiben Sie mir – nicht nur, aber gerne auch dann, wenn Sie zu unseren jüngeren Leserinnen und Lesern gehören!

Herzlich Ihr

Carsten Könneker

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