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Editorial: Mission: Neugierde wecken

Vor einem Monat verriet mein Kollege Hartwig Hanser an dieser Stelle, dass wir "Spektrum der Wissenschaft" zur Ausgabe 9/2016 ein Stück weit neu erfinden wollen und zu diesem Zweck auch Leserforschung betreiben. Seine Bemerkung, dass Frauen nur knapp zehn Prozent unserer regelmäßigen Leserschaft ausmachen – noch weniger, als wir vermutet hatten – führte zu zahlreichen Reaktionen. Leserinnen wie Leser haben den Befund teils sehr persönlich kommentiert; eine Auswahl der Zuschriften, für die wir uns herzlich bedanken, werden Sie im kommenden Heft finden. Jenseits aller Unterschiede – ob Geschlecht, Alter, Beruf oder fachliche Vorlieben – erhärtete unsere Erhebung eines. Nichts eint "Spektrum"-Leser so sehr wie tief empfundene Neugierde, das Wissenwollen, wie die Natur und der Kosmos, in dem wir leben, funktionieren.

Wissbegier, die sich auch über die eigenen Kompetenzfelder hinaus erstreckt, ist in meinen Augen fast schon eine Lebenshaltung. Unter den Jüngeren, die sich für Wissenschaft und Technologie interessieren, scheint diese in alle Richtungen offene Neugierde jedoch schwächer ausgeprägt zu sein. Das Interesse an Wissenschaft wird selektiver. Auch viele Hochschullehrer berichten, dass heutige Studierende sich zwar beflissen mit dem Lernstoff für ihre Vorlesungen und Seminare beschäftigen. Doch der Blick bleibt oft auf das Notwendige gerichtet, geht nicht über den Tellerrand hinaus. Für die Macher einer Zeitschrift, die das "Spektrum" der Wissenschaft schon im Titel führt, ergeben sich aus dieser Entwicklung Fragen, etwa: Sollen wir mehr monothematische Einzelpublikationen herausgeben, die das selektivere Informationsbedürfnis vor allem der jüngeren Klientel besser befriedigen? Aus genau diesem Grund haben wir vor einem Jahr die Digitalreihe "Spektrum kompakt" ins Leben gerufen. Bisher sind darin 80 monothematische PDF-Publikationen erschienen (siehe www.spektrum.de/kompakt) – und sie erfreuen sich wachsender Nachfrage, ebenso wie unsere drei Sonderheftreihen "Spektrum Spezial". Für das eigentliche "Spektrum der Wissenschaft" hingegen überlegen wir zurzeit, wie wir die Beiträge noch geschickter aufbereiten können, um Menschen mit Themen zu fesseln, von denen sie zuvor gar nicht wussten, dass diese sie interessieren. Vielleicht ist das heute sogar unsere wichtigste Mission: eine die Disziplingrenzen übersteigende breite Neugierde nicht nur befriedigen, sondern überhaupt erst wecken! Ein schöner Auftrag, wie ich finde.

Eine Ikone allumfassenden Wissensdurstes war Gottfried Wilhelm Leibniz. Wie kein Zweiter arbeitete er sich in sämtliche Wissenschaften seiner Epoche ein. Aus Anlass seines 370. Geburts- sowie seines 300. Todestages in diesem Jahr widmen wir dem "letzten Universalgelehrten" eine vierteilige Serie. Zum Auftakt würdigen wir ihn als Philosoph und als Mathematiker.

Eine horizonterweiternde Lektüre wünscht Ihr

Carsten Könneker

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