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Motivation: Auf Touren kommen

Ob wir Höchstleistungen vollbringen oder lieber eine ruhige Kugel schieben, ist nicht nur eine Charakterfrage. Einige ebenso einfache wie bewährte Methoden können helfen, das eigene Leistungspotenzial auszuschöpfen.
Volle Kraft voraus

Überlegen Sie doch einmal, was für ein Leistungstyp Sie sind. Wenn ich Sie bäte, sich irgendwo auf ­einer Skala einzuordnen, deren linkes Ende für totales Nichtstun und deren rechtes Ende für manischen Leistungswillen steht – wo würden Sie sich sehen?

Wir werden auf diese Frage gleich zu­rück­kommen, doch zunächst möchte ich kurz auf eine Verallgemeinerung eingehen, die fast so alt ist wie die Menschheit. Wie wir alle wissen, machen Überflieger vieles gut, besonders wenn sie davon überzeugt sind, dass eine gute Leistung ­erfordert, ihr Bestes zu geben. "Versagern" dagegen fällt es schwer, sich zu motivieren, und oft finden sie sich hustend in der Staubwolke wieder, die ein Leistungsmensch auf der Überholspur aufgewirbelt hat. So lautet die allgemeine Ansicht, und wie alle allgemeinen Ansichten stößt sie an ihre Grenzen. Wie eine von William Hart von der University of Florida durchgeführte Untersuchung ergab, gibt es eine Variable, die diese Vorstellung ins Wanken bringt und die sehr viel damit zu tun hat, wie "Versager" ticken.

In mehreren Studien versuchten die Forscher herauszufinden, inwiefern die innere Leistungseinstellung der Teilnehmer ihr Abschneiden beeinflusste. Bei einer Studie zeigte man den Versuchspersonen auf einem Computerbildschirm Begriffe, die mit Leistung in Verbindung gebracht werden (im Kontext mit Gewinnen, Exzellenz und derlei mehr). Jeder Begriff war nur für einen Sekundenbruchteil zu sehen, zu kurz, um bewusst darauf zu reagieren. Doch Teilnehmer mit ausgeprägtem Leistungsbewusstsein schnitten bei den Aufgaben nach Präsentation dieser Begriffe deutlich besser ab als jene mit wenig Leistungswillen. Bei einer anderen Studie unterbrach man die Versuchspersonen bei einer Aufgabe, bei der sie fehlende Wörter ergänzen sollten, und ließ ihnen nach der Unterbrechung die Wahl, ob sie die Aufgabe weiter erledigen oder zu einer anderen wechseln wollten, die ihnen unterhaltsamer erschien. Die Personen mit ausgeprägtem Leistungswillen wandten sich mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit wieder der ursprünglichen Aufgabe zu als die "Versager".

Diese Ergebnisse stützen das, was wir bislang über Überflieger und Versager wissen. Eine letzte Studie jedoch wollte nicht so recht in das ­Schema passen. Auch hier präsentierte man den Teilnehmern im Vorfeld Begriffe, die mit Höchstleistung zu tun hatten (wie übertreffen, konkurrieren oder gewinnen), und bat sie dann, fehlende Wörter zu ergänzen. Doch statt die Aufgabe als ernsthafte Prüfung des verbalen Könnens zu beschreiben, bezeichneten die Forscher sie als "Spaß". Das Ergebnis: Teilnehmer mit stark leistungsorientierter Motivation schnitten deutlich schlechter ab als "Versager" ...

Dieser Artikel ist ein leicht gekürzter Auszug aus "Was Ihr Gehirn glücklich macht ... und warum Sie genau das Gegenteil tun sollten" von David DiSalvo, erschienen bei Springer Spektrum, Heidelberg 2014.

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  • Quellen

Garcia, S.: The N-Effect: More Competitors, Less Competi­tion. In: Psychological Science 20, S. 871-877, 2009

Hart, W., Albarracín, D.: The Effects of Chronic Achievement Motivation and Achievement Primes on the Activation of Achievement and Fun Goals. In: Journal of Personality and Social Psychology 97, S. 1129-1141, 2009

Kettle, K., Häubl, G.: Motivation by Anticipation: Expecting Rapid Feedback Enhances Performance. In: Psychological Science 21, S. 545-547, 2010

Senay, L. et al.: Motivating Goal-Directed Behavior through Introspective Self-Talk: The Role of the Interrogative Form of Simple Future Tense. In: Psycholo­gical Science 21, S. 499-504, 2010

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