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Schizophrenie: Ratgeber: Psychosen

Zwei von 100 Menschen entwickeln im Lauf des Lebens eine schizophrene Psychose. Ein Teil der Betroffenen erlebt nur eine einzige solche Phase. Die meisten jedoch müssen lernen, mit wiederkehrenden psychotischen Episoden umzugehen.
Paranoide Gedanken

Über kaum eine andere psychische Erkrankung kursieren in der Öffentlichkeit so viele falsche Vorstellungen wie über Schizophrenie. Häufig werden Menschen umgangssprachlich schon dann als "schizophren" bezeichnet, wenn sie sich widersprüchlich verhalten oder konträre Seiten ihrer Persönlichkeit offenbaren. Wenn Psychiater oder Psychologen eine "Schizophrenie" diagnostizieren, meinen sie damit jedoch etwas anderes: Die Betroffenen erleben in den akuten Krankheits­phasen, also während einer "schizophrenen Psychose", eine verzerrte Realität.

So entdecken sie in offenkundig harmlosen Situationen "verdächtige" Vorgänge: Die Satellitenschüssel auf dem Dach des Nachbarn etwa dient nicht mehr dem Empfang von Fernsehkanälen, sondern der Überwachung. Die Frau im Straßencafé scheint für den Psychotiker irgend­wie mit seinen Verfolgern in Verbindung zu stehen, denn sie trägt wie er selbst einen grünen Pullover – wie konnte sie das nur wissen ...?

Während einer akuten psychotischen Phase kann man meist nicht mehr zwischen zufälligen und bedeutungsvollen Ereignissen unterschei­den. Kein Gegenbeweis scheint dann überzeugend genug, denn das Gefühl, etwas Unheimliches sei im Gange, ist übermächtig. Zu Beginn und nach Abklingen der Schübe zweifeln die Betroffenen häufig selbst am Realitätsgehalt ihres Erlebens. Aber auch in den Akutphasen, wenn die Krankheitseinsicht gering ist, ahnen manche schon, dass sie bei einem Arzt richtig wären.

Das veränderte Erleben stellt sich in der Re­gel nicht von heute auf morgen ein. Psychosen beginnen häufig schleichend; zwischen den ersten Anzeichen und einer vollen Ausprägung könnenmehrere Jahre vergehen. Die meisten Männer erkranken erstmals zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr, Frauen zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr. Manche Frauen entwickeln sogar erst während der Wechseljahre die erste Psychose.

Wie eine Schizophrenie genau entsteht, ist bis heute nicht geklärt ...

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  • Literaturtipps und Quellen

Literaturtipps für Betroffene und Angehörige

Bäuml, J.: Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis. Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige. Springer, Berlin, Heidelberg, 2. Auflage 2008
Umfassender und verständlicher Klassiker unter den Psychose-Ratgebern

Bäuml, J. et al.: Psychosen – auf den Punkt gebracht: Ein Wegbegleiter für Betroffene und Angehörige [Broschüre]. VDM - Verlag für Didaktik in der Medizin, Michelstadt 2013
Neuer Leitfaden mit vielen Informationen, Verlaufsdokumentation und Krisenplan


Quellen

Austin, S. F. et al.: Predictors of Recovery in First Episode Psychosis: The OPUS Cohort at 10 Year Follow-up. In: Schizophrenia Research 150, S. 163-168, 2013

Perkins, D. O. et al.: Relationship between Duration of Untreated Psychosis and Outcome in First-Episode Schizophrenia: A Critical Review and Meta-Analysis. In: American Journal of Psychiatry 162, S. 1785-1804, 2005

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