Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Schreianalyse: Botschaften mit Unterton

Säuglinge brüllen, um auf sich aufmerksam zu machen – etwa wenn sie hungrig sind. In ihren Lauten finden Forscher aber auch Hinweise auf gesundheitliche Probleme.
Ein Baby liegt auf dem Boden und weint

Schmerz, Hunger, Müdigkeit oder nasse Windel? Eine App fürs Smartphone kennt angeblich die Antwort. Laut Angaben der taiwanesischen Entwickler von der Universität Yunlin kann sie unterscheiden, weshalb bis zu sechs Monate alter Kinder weinen. Dazu ­untersucht der »Infant Cries Translator« (Babyschreidolmetscher) die Frequenzen der Säuglingsschreie nach feinen akustischen Schwankungen. Anschließend vergleicht er die Ergebnisse mit einer Datenbank und schließt so auf die Schreiursache zurück. Das Programm merkt sich die Rückmeldung der Eltern und kann daher die folgenden Krisen immer besser einschätzen. Bei Neugeborenen liegt die App in 92 Prozent der Fälle richtig, wie die Wissenschaftler aus dem Feedback der Nutzer schließen konnten. Mit zunehmendem Alter des Kindes nimmt die Trefferquote jedoch rapide ab.

Auch eine spanische Firma offeriert ein vergleichbares Programm, den "Cry Translator". Dieser läuft ­sowohl auf Smart- als auch auf Babyphones und kann angeblich innerhalb weniger Sekunden feststellen, ob der Nachwuchs auf Grund von Hunger, Durst, Unbehagen, Stress oder Langeweile verstimmt ist. Gleichzeitig erhalten die Nutzer Ratschläge, wie man das Weinen lindern kann.

Zugegeben: Das Ganze erscheint ziemlich albern. Das elterliche Gespür kann ein Algorithmus wohl kaum ersetzen. Allerdings hat die Herangehensweise durchaus wissenschaftliche Evidenz: Im Gebrüll von Babys verstecken sich zahlreiche Informationen, wie Forscher herausfanden. Im Gegensatz zu den Smartphone-App-Entwicklern konzentrieren sie sich dabei jedoch auf mögliche gesundheitliche Probleme, darunter neurologische Schäden und Gendefekte. Der Vorteil einer Schreianalyse gegenüber vielen herkömmlichen Untersuchungen liegt auf der Hand: Dem Kind werden unter Umständen unangenehme oder gar gefährliche Untersuchungen erspart ...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Sind wir nicht alle ein bisschen ambivertiert?

Oft ist beim Thema Persönlichkeit die Rede von extravertiert oder introvertiert. Dabei stellen diese beiden Eigenschaften zwei Extreme dar, zu denen sich nur die wenigsten Menschen zuordnen würden. In der aktuellen »Woche« geht es um den Begriff der »Ambiversion«: ein gesundes Mittelmaß?

Spektrum Geschichte – Zwangsgermanisierung

Die Nationalsozialisten verschleppten zehntausende Kinder, um sie als Deutsche aufwachsen zu lassen. Was aus ihnen werden sollte, verraten die Erziehungsideale der Nazis: Ihrer Bedürfnisse entzogen sollten die Kinder willfährig und gehorsam werden. Kinderraub und Erziehung haben bis heute Folgen.

Spektrum - Die Woche – Die Scham ums Haar

Vor etwa 100 Jahren begann der Kampf gegen weibliches Körperhaar. Sogar ein medizinischer Begriff wurde für Behaarung, die nicht den Schönheitsidealen entsprach, eingeführt. Die Kulturgeschichte der Körperbehaarung ist Thema der aktuellen »Woche«. Außerdem: neue Erkenntnisse aus der Schlafforschung.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen

Kheddache, Y., Tadj, C.: Characterization of Pathologic Cries of Newborns Based on Fundamental Frequency Estimation. In: Engineering 5, S. 272–276, 2013

LaGasse, L. L. et al.: Assessment of Infant Cry: Acoustic Cry Analysis and Parental Perception. In: Mental Retardation and Developmental Disabilities Research Reviews 11, S. 83–93, 2005

Reggiannini, B. et al.: A Flexible Analysis Tool for the Quantitative Acoustic Assessment of Infant Cry. In: Journal of Speech, Language, and Hearing Research 56, S. 1416–1428, 2013

Sheinkopf, S. J. et al.: Methylation of the Glucocorticoid­Receptor (NR3C1) in Placenta Is Associated with Infant Cry Acoustics. In: Frontiers in Behavioral Neuroscience 10, 100, 2016

Zeskind, P. S. et al.: Translational Analysis of Effects of Prenatal Cocaine Exposure on Human Infant Cries and Rat Pup­Ultrasonic Vocalizations. In: PloS One 9, e110349, 2014

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.