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Editorial: Schwarze Löcher in Kugelsternhaufen?

Liebe Leserin, lieber Leser,

ein Schwarzes Loch zeichnet sich besonders durch eine Eigenschaft aus: Alles, was dort hineingerät, kann seinem starken Gravitationsfeld nicht entkommen. Selbst Licht vermag nicht zu entweichen – deshalb das Attribut "schwarz", denn wenn etwas kein Licht aussendet, sehen wir es nicht. Die verbreitete Vorstellung von einem Massemonster, das alles in sich hineinsauge, ist allerdings nicht zutreffend. Man müsste nämlich einem Schwarzen Loch schon sehr nahe kommen, um darin zu verschwinden. Stünde statt der Sonne ein Schwarzes Loch gleicher Masse im Zentrum unseres Sonnensystems, so würden sich die Erde und die anderen Planeten unverändert auf ihren jetzigen Bahnen bewegen. Es wäre dann zwar dunkel, aber rein himmelsmechanisch wäre die Situation die gleiche.

Wenn nun nicht Planeten, sondern leuchtende Sterne um ein zentrales Schwarzes Loch kreisen, bietet die Bahnbewegung dieser Sterne die Chance, den ansonsten unsichtbaren Zentralkörper aus der Ferne aufzuspüren. Auf diese Weise gelang es Astronomen bereits vor einiger Zeit, im Mittelpunkt unseres Milchstraßensystems ein kompaktes Objekt von vier Millionen Sonnenmassen nachzuweisen – ein extrem massereiches Schwarzes Loch.

Kleinere Exemplare – so genannte mittelschwere Schwarze Löcher – vermuten manche Astronomen auch im Zentrum von Kugelsternhaufen. Das sind rundliche Ansammlungen aus einigen hunderttausend Sternen, von denen es allein in unserer Galaxie etwa 200 gibt. Inmitten eines solch unübersichtlichen Gewimmels ein Schwarzes Loch über die Bahnbewegung der Umgebungssterne finden zu wollen, gleicht der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Doch das Nachforschen lohnt sich, weil mit dem Fund eines mittelschweren Schwarzen Lochs nicht nur eine neue Klasse dieser Objekte entdeckt wäre, sondern auch ein Schlüsselelement, das wir für ein besseres Verständnis des Universums benötigen (S. 24).

Herzlichst grüßt Ihr

Uwe Reichert

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