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Plastizität: Synapsen im Dornröschenschlaf

Ob französische Grammatik oder Tubaspielen - selbst nach Jahrzehnten ohne Praxis fällt es uns überraschend leicht, verloren geglaubte Fähigkeiten zu reaktivieren. Der Neurobiologe Mark Hübener und sein Team fanden heraus, warum: Selbst wenn wir sie nicht mehr gebrauchen, bleiben einmal geknüpfte Nervenverbindungen bestehen.
Baustein des Gedächtnisses
Ski fahren, Tanzen oder mit zehn Fingern auf der Tastatur schreiben sind komplexe Bewegungsabläufe, die wir lange einüben müssen, bevor wir sie beherrschen. Haben wir sie einmal verinnerlicht, gehen diese Fähigkeiten kaum jemals wieder ganz verloren – selbst nach längerer Pause fällt uns das erneute Einüben meist viel leichter als das ursprüngliche Lernen. Auch viele Jahre später gelingt es uns erstaunlich schnell, wieder einen Tango aufs Parkett zu legen, obwohl wir die Schrittfolge längst vergessen glaubten.
Dieses vertraute Phänomen tritt nicht nur beim Lernen von Bewegungsmustern auf. Es gilt auch für das so genannte deklarative Gedächtnis, in dem Erinnerungen an Fakten und persönliche Erlebnisse abgespeichert sind.
Der Erste, der diese Eigenschaft unseres Gedächtnisses wissenschaftlich untersuchte, war der deutsche Psychologe Hermann Ebbinghaus (1859-1909). Bereits Ende des 19. Jahrhunderts lernte Ebbinghaus lange Listen sinnloser Silben (wie "huk", "lik", "bök") auswendig und maß, wie viele Wiederholungen er brauchte, bis er eine Reihe fehlerfrei wiedergeben konnte. Dabei stellte er fest, dass er beim erneuten Auswendiglernen einer bereits früher einstudierten Liste weniger Durchgänge benö­tigte ...

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  • Quellen
Hofer, S. B. et al.: Experience Leaves a Lasting Structural Trace in Cortical Circuits. In: Nature 457(7227), S. 313-317, 2009.

Keck, T. et al.: Massive Restructuring of Neuronal Circuits During Functional Reorganization of Adult Visual Cortex. In: Nature Neuroscience 11(10), S. 1162-1167, 2008.

Wiesel, T. N., Hubel, D. H.: Effects of Visual Deprivation on Morphology and Physiology of Cells in the Cat's Lateral Geniculate Body. In: Journal of Neurophysiology 26(6), S. 978-993, 1963.
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