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The Mathemagician and Pied Puzzler. A Collection in Tribute to Martin Gardner.

A K Peters, Natick (Massachusetts) 1999. 276 Seiten, $ 34,–.


Die Legende lebt. Als eine Angehörige des Verlags A K Peters in einem Rundschreiben um Beiträge "zum Andenken an den verstorbenen Martin Gardner" bat, löste sie erschrockene Reaktionen aus, die sich als gegenstandslos herausstellten.

Gardner, begnadeter Mathematik-Amateur, Puzzle-Löser, Zauberkünstler und über Jahrzehnte Autor der "Mathematical Recreations" im "Scientific American" (Spektrum der Wissenschaft 11/1998, S. 112), ist – soweit ich weiß – wohlauf und hat auch, 20 Jahre nachdem er seine Kolumne in andere Hände gab, einen höchst lebendigen Fanclub. Seit 1993 gibt es in unregelmäßigen Abständen informelle Treffen dieses Clubs ("Gatherings for Gardner", G4G). Das vorliegende Buch enthält Aufzeichnungen aus diesen Versammlungen, vor allem der ersten.

Einige der Pflänzchen, die Gardner vor Jahrzehnten setzte, haben sich prächtig weiterentwickelt. Zu den Spielklötzchen, die aus sechs aneinandergefügten gleichseitigen Dreiecken bestehen ("Hexiamonds"), bringt der Spieltheoretiker Richard K. Guy eine vollständige Theorie samt ausgeklügelter Notation und computerdurchprobiertem Sortiment aller Möglichkeiten, die Klötzchen auf einem Brett aus 19 Sechsecken anzuordnen. Kartentricks, Zahlenfolgen, deren Bildungsgesetz zu erraten ist – es ist ganz einfach, aber man kommt trotzdem nicht darauf –, Zerlegeaufgaben und mechanische Spielzeuge aller Art setzen zweifellos Gardners Werk in seinem Geiste fort.

An anderen Stellen haben die Profis hemmungslos alle Mittel ihres Fachs auf Probleme angewandt, die mit Hausmitteln nicht zu bewältigen waren. Das legendäre "Game of Life" von John H. Conway, das Gardner 1970 vorstellte und das damals angeblich alle verfügbaren Computerkapazitäten absorbierte, wird inzwischen mit Rechenleistungen erforscht, an die damals nicht zu denken war. Und was Jeffrey C. Lagarias zu jener berüchtigten Iterationsvorschrift für natürliche Zahlen berechnet hat, die der Analyse so hartnäckig widersteht (man bilde n auf n/2 ab, wenn n gerade ist, auf (3n+1)/2 sonst), hätte Gardner sicher nicht veröffentlicht.

Aber es gibt in dem Buch genug zum Knobeln (Nob Yoshigahara ist so heimtückisch, zu seinen Rätseln keine Lösungen anzugeben), Anregungen zum Spielen und ein paar Späße. Gardner hatte dem fiktiven Dr. Matrix die aus der Luft gegriffene Behauptung in den Mund gelegt, die millionste Dezimalstelle von PI sei 5 – zu einer Zeit, als eine Nachprüfung praktisch unmöglich war. Inzwischen hat man nachgerechnet. Zu jedermanns Überraschung – Gardner eingeschlossen – ist das Ergebnis 5.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 3 / 2000, Seite 110
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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