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Theoretische Grundlagen der multimedialen Kommunikation


Als Kenneth Burke, eine Größe der amerikanischen Publizistik, im Jahre 1935 ein Buch mit dem Titel "Treatise on Communication" veröffentlichen wollte, legte der Verleger sein Veto ein. Bei einem solchen Titel, so eröffnete er dem Autor, müsse der potentielle Käufer ja glauben, "es handle sich um ein Werk über Telephondrähte". Und so kam es, daß das vielleicht bedeutendste Werk Burkes unter dem Titel "Permanence and Change" erschien.

Auch im deutschen Sprachraum war der Begriff Kommunikation noch bis vor kurzem ganz ungebräuchlich. Als beispielsweise Paul Watzlawick, John H. Beavin und D. D. Jackson Anfang der siebziger Jahre für die deutsche Übersetzung ihres Bestsellers "Pragmatics of Human Communication" den Titel "Menschliche Kommunikation" wählten, hielten sie es für angebracht, sich für diese Wortwahl zu rechtfertigen. So schreibt Mitautor Watzlawick im Vorwort des von ihm übersetzten Buches: "Die Übertragung des englischen Originals gestaltete sich in mancher Hinsicht schwierig, weil verschiedene grundlegende Begriffe der Kommunikationslehre keine semantisch einwandfreien deutschen Entsprechungen haben. Dies gilt ironischerweise vor allem für den Begriff Kommunikation selbst, der im Deutschen ungewohnt klingt."

Bald darauf gewann der ungewohnte Begriff dann allerdings weltweit derart an Popularität, daß die UNO bereits 1983 ein "Internationales Jahr der Kommunikation" proklamieren konnte, ohne daß dies noch Verwunderung oder gar Befremden hervorgerufen hätte. Im Zusammenhang mit der flächendeckenden Einführung der Computertechnologie mutierte der Begriff im vergangenen Jahrzehnt vollends zu einem Schlagwort, dem wir tagtäglich begegnen. Ja, wir alle verwenden ihn heute so selbstverständlich, als sei uns die Bedeutung des Begriffs und das Verständnis des durch ihn bezeichneten Geschehens sozusagen in die Wiege gelegt worden.

Die Vertrautheit mit dem Begriff und die Allgegenwärtigkeit des Phänomens Kommunikation sollte freilich nicht den Blick dafür trüben, daß die Erforschung der menschlichen Verständigung auch heute noch eines der großen Problemfelder der Wissenschaft darstellt. Zwar begann man insbesondere die medienvermittelte Kommunikation schon zu Beginn des Jahrhunderts zu untersuchen, als mit der Einführung des Rundfunks die erste Form elektronischer Nachrichtenübermittlung in den privaten Bereich einzog. Gleichwohl blieb die Forschungsarbeit, die in den verschiedensten Disziplinen der Humanwissenschaften unternommen wurde, noch bis weit in die 80er Jahre hinein immer nur Stückwerk.

Erst in jüngster Zeit entwickelt sich die Untersuchung der kommunikativen Austauschprozesse mehr und mehr zu einer eigenständigen Disziplin. Den Anstoß dazu gab eine Reihe bahnbrechender theoretischer und methodischer Arbeiten, die auf die Integration der Erkenntnisfortschritte abzielten, die im Laufe der Jahrzehnte in den einzelnen Disziplinen erzielt worden waren. Bei diesen Bemühungen um ein umfassenderes Verständnis des kommunikativen Austauschs wurde deutlich, daß die Humankommunikation – anders als dies die klassische Kommunikationstheorie angenommen hatte – überhaupt nur zum Teil über Codesysteme abgewickelt wird, bei denen, wie dies etwa für Laut- und Schriftsprache, aber auch für die technische Kommunikation gilt, explizite Codevereinbarungen die semantische Beziehung zwischen Zeichen und Bezeichnetem regeln. Gerade der Informationsaustausch beim Menschen stützt sich vielmehr in hohem Maße auf Zeichensysteme, denen keinerlei linguistische Konvention zugrundeliegt.

Hauptträger dieses zweiten, nichtverbalen, Referenzsystems sind die mit dem Auge rezipierten visuellen Stimuli, also Gestik, Mimik, Körperhaltungen sowie die statischen Merkmale des äußeren Erscheinungsbildes. Diese Stimuli werden vom Betrachter – nach bisher erst ansatzweise bekannten Interpretationsregeln – quasi reflexhaft ausgedeutet und meist direkt in Empfindungsqualitäten und Gefühlsreaktionen umgesetzt. Allein schon der bloße Anblick einer Person generiert auf diese Weise eine gefühlsmäßige Haltung zum Gegenüber, die eben, weil sie nicht begründbar ist, sich als sehr widerstandsfähig gegen jede verstandesmäßige Kritik erweist. Da die visuelle Eindrucksbildung außerdem sehr viel rascher vonstatten geht als die Verarbeitung verbaler Information, übt sie zudem eine Art Vorzensur aus, die unsere Unvoreingenommenheit gegenüber der vom Gesprächspartner gelieferten Information erheblich beeinträchtigen kann.


Anfänge der Kommunikationstheorie im 20. Jahrhundert

Interessanterweise enthielten bereits die frühen kommunikationstheoretischen Arbeiten Betrachtungen über mögliche Entwicklungen in einer Gesellschaft, in der die visuelle Kommunikation zum Standard werden könnte. Der amerikanische Zeitungskolumnist und Publizist Walter Lippmann etwa, dessen Klassiker "Public Opinion" gewissermaßen den Auftakt der modernen Medienwirkungsforschung bildet, äußerte schon 1922 die Ansicht, in der kurzen Zeitspanne seit der Erfindung der Kinematographie hätten Bilder bereits "eine Autorität über die Vorstellungskraft gewonnen, die das gedruckte Wort gestern hatte und das gesprochene Wort davor". Den Grund dafür sah er nicht etwa in einem besonders reichen Informationsgehalt der visuellen Kommunikation, sondern vielmehr in den geringen Anforderungen, die Bewegtbilder an die geistige Verarbeitung stellen: "Sie sind die müheloseste geistige Nahrung, die man sich vorstellen kann. Jede Beschreibung mit Worten, ja sogar das ruhende Bild verlangt, daß wir unser Gedächtnis bemühen, bevor ein Abbild in unserem Kopf entsteht. Aber auf der Leinwand wird uns der ganze Vorgang des Beobachtens, Beschreibens, Berichtens und schließlich des Vorstellens abgenommen. Ohne mehr Mühe aufwenden zu müssen, als nötig ist, um wachzubleiben, wird einem das fertige Ergebnis, das die Phantasie erst noch erreichen will, auf der Leinwand abgespult."

Zu einer Zeit, als die Filmtechnik noch so sehr in den Anfängen steckte, daß es Lippmann unklar schien, ob die Zukunft auch das "sprechende Bild" bringen werde, galt das Hauptaugenmerk der Wissenschaft jedoch naturgemäß mehr den Effekten, die von den Printmedien und dem sich gerade etablierenden Rundfunk ausgingen. Lippmann vertrat dazu die These, daß die modernen Massenmedien letztlich nicht zum Entstehen einer wohlinformierten, urteilsfähigen Bevölkerung beitrügen, sondern viel eher der Entstehung von Vorurteilen Vorschub leisteten. Denn allein schon wegen der engen Reichweite des persönlichen Erfahrungshorizonts müsse sich der einzelne seine Ansichten und Meinungen anhand von Informationen bilden, die ihm andere mitgeteilt haben. Mit wachsender Leistungsfähigkeit der Massenmedien zur Informationsverbreitung erhöhe sich jedoch auch die Wahrscheinlichkeit, daß immer mehr Menschen ihre Informationen aus derselben Quelle und zur selben Zeit beziehen würden. Genau dies berge aber die Gefahr, daß die übermittelten Informationen eben nicht zu einer differenzierten Meinungsbildung beitrügen, sondern im Gegenteil zu einer vereinfachten, schablonenhaften Sicht der Dinge, zu deren Kennzeichnung Lippmann den Begriff des "Stereotyps" prägte.

Daß Lippmanns theoretischen Erwägungen schon gleich nach ihrer Veröffentlichung der ungeteilte Beifall der Wissenschaft zuteil wurde, lag gewiß auch daran, daß seine Untersuchung des gesellschaftlichen Kommunikationsprozesses dem Zeitgeist des frühen 20. Jahrhunderts authentischen Ausdruck verlieh. Sie entsprach der Vorstellungswelt des Behaviorismus, wonach menschliche Handlungen und Einstellungen eine Reaktion auf externe verhaltensauslösende Reize seien: Wolle man das individuelle Verhalten verstehen, so müsse man das Augenmerk auf die Stimulusbedingungen richten, denen das Individuum ausgesetzt ist.

Diese Ansicht wurde scheinbar durch neue und überregional operierende Massenmedien bestätigt, die gar nicht in Abrede stellten, Einfluß auf ihr Publikum nehmen zu wollen. Auch heute noch hat dieser Denkansatz so viel Appeal, daß nicht wenige schnell geneigt sind, dem Informationsanbieter die Verantwortung für die Kognitionen des Informationsempfängers zuzuschieben.

Die Attraktivität von Lippmanns Analyse bestand zum guten Teil darin, daß sie eine rationale Erklärung für ein scheinbar irrationales Phänomen gab, nämlich das Entstehen und die Ausbreitung von Vorurteilen, das heißt sachlich unbegründeten, in der Regel abschätzigen Einstellungen. Die irritierende Tatsache, daß selbst intelligente Menschen starke emotionale Vorbehalte gegenüber ethnischen Gruppen haben, von denen sie zuweilen nicht einmal einen einzigen Angehörigen kennen, wurde nunmehr als eine beinahe naturgegebene Folge der kognitiven Informationsverarbeitung erklärlich.

Zudem schien dieses Denkmodell auch noch praktischen Wert zu haben. Die Vorstellung, daß die bewußte Aufnahme von Informationsdaten den Dreh- und Angelpunkt bei der Vorurteilsgenese bilde, stellte zugleich wirksame Gegenmittel zu deren Bekämpfung in Aussicht. Alle Bemühungen mit der Absicht, das allgemeine Bildungsniveau in der Bevölkerung zu heben, der ungehinderte Zugang zu einer Vielzahl von Informationsquellen sowie die persönliche Begegnung mit Personen anderer Herkunft schienen geeignete Maßnahmen zu sein, um gegen Vorurteile zu immunisieren.

Tatsächlich ist vieles davon in den zurückliegenden Jahrzehnten realisiert worden. Die Bildungschancen haben sich für immer breitere Bevölkerungskreise verbessert, die Gelegenheiten zum interkulturellen Kontakt haben erheblich zugenommen, die Informationsvielfalt ist mittlerweile durch die weltweite Vernetzung multimedialer Kommunikationssysteme praktisch unbegrenzt, die politische Agitation hat (vielleicht) nicht mehr so leichtes Spiel. Das alles hat jedoch der Existenz von Vorurteilen offenbar kaum geschadet. Irgend etwas kann demnach an Lippmanns, auf rationaler Informationsverarbeitung basierendem, Kommunikationsmodell nicht stimmen.


Technische Kommunikation und Informatik

An eine Revision von Lippmanns theoretischer Konzeption dachte allerdings niemand, hauptsächlich wohl deshalb, weil sie mit der ein Vierteljahrhundert später erschienenen epochemachenden "mathematischen Theorie der Kommunikation" des amerikanischen Ingenieurs und Mathematikers Claude Shannon verträglich war. Dieser beschrieb den Vorgang der technischen Kommunikation als einen dreistufigen Prozeß, in dem die Nachricht eines Senders zunächst in die Signale einer (Maschinen-) Sprache verschlüsselt und sodann durch einen geeigneten Informationskanal auf einen Empfänger übertragen wird, der schließlich die eintreffenden Signale mit demselben Code, mit dem die Nachricht eingelesen wurde, entschlüsselt. Entgegen der Warnung Shannons, daß sich seine Theorie auf die Maschinenkommunikation beziehe und daß er über die Humankommunikation nichts zu sagen habe, waren Psychologen und Linguisten gleichermaßen überzeugt, mit dessen Code-Modell eine zutreffende Erklärung für die Kommunikation im zwischenmenschlichen Bereich gefunden zu haben. Die diesem Modell zugrundeliegende Annahme, daß der Sender mit Hilfe des Sprachcodes weitgehend die Kognitionen des Empfängers steuere, hatte dauerhaften Einfluß auf die Forschungspraxis auf diesem Gebiet. Sie richtete das Augenmerk bevorzugterweise auf die Leistungen des Senders und behandelte fast ausschließlich das Verbalverhalten.

Was lange Zeit übersehen wurde, ist der Umstand, daß auf dem rein technischen Sektor des Informationsaustausches der größte Teil der theoretischen Arbeit die Probleme auf der Seite des Senders und des Übertragungsweges betrifft, das heißt, wie man die Gesamtheit der potentiellen Nachrichten in Signale umwandelt und diese ohne Informationsverlust zum Adressaten transportiert. Shannon brauchte sich aus einem einfachen Grunde keine großen Gedanken mehr um das Decodierungsverfahren auf der Seite des Empfängers zu machen. Denn sobald die technischen Spezifikationen für die Encodierung feststehen, ist der Ingenieur in der beneidenswerten Lage, sich einen Empfänger nach dem Bilde des Senders konstruieren zu können und so die Signaldecodierung als einen einfachen Umkehrprozeß anzulegen. Mithin stellte sich gar nicht erst die Frage, wie der Empfänger die Signale interpretieren werde, die ihm der Sender übermittelt. Unter diesen Umständen löst eine Theorie, die imstande ist, die Funktionsweise des Senders zu erklären, auch gleichzeitig das Problem des Verstehens auf seiten des Empfängers und deckt damit den vollständigen Kommunikationsprozeß ab.


Die pragmatische Dimension der Kommunikation

In der Humankommunikation liegen die Dinge gänzlich anders. Die Menschen müssen die Bedingungen für ihre Verständigung aus sich selbst heraus entwickeln. Es gibt keinen Mechanismus, der die Identität der Kognitionen des Senders und des Empfängers herbeiführte. Aus diesem Grunde kann der Sender niemanden veranlassen, ein Signal in einem bestimmten Sinne zu verstehen.

Diese Tatsache verändert grundsätzlich die gesamte Konstellation des Informationsaustauschs. Während in den technischen Kommunikationssystemen der Sender sowohl die Erzeugung des Signals als auch die Interpretation durch den Empfänger kontrolliert, bleibt in der menschlichen Interaktion die Macht des Senders auf die Produktion von Signalen beschränkt, für welche die Wahrnehmungsorgane des Empfängers sensitiv sind. Hinsichtlich der Interpretation dieser Stimuli entscheidet der Empfänger selbst, welche Bedeutung sie für ihn haben.

Das Gelingen der Kommunikation unter Menschen hängt deshalb zutiefst von dem Interpretationsgeschick des Empfängers ab, das heißt von der Fähigkeit, einen Sinn in die Äußerungen des Senders hineinzulegen. Als erster betonte der Begründer der Semiotik, der amerikanische Philosoph Charles Morris, daß das entscheidende Merkmal der Humankommunikation nicht in den Schöpfungen des Senders bestehe, sondern in den Schlußfolgerungen, die ein Empfänger daraus zieht: "Etwas ist ein Zeichen nur deshalb, weil es durch jemanden als ein Anzeichen für etwas gedeutet wird." Anstatt die Kommunikation ausschließlich unter dem Aspekt der semantischen und syntaktischen Formen eines Zeichensystems zu sehen – Themen, die zur Erklärung der Sprachproduktion des Senders relevant sind –, plädierte Morris für die Untersuchung der Deutungsvorgänge auf Seiten des Empfängers, der die sprachlichen und nichtsprachlichen Äußerungen seines Gegenübers wahrnimmt. Er schlug deshalb eine neue wissenschaftliche Disziplin vor, die sich insbesondere mit der Beziehung von Zeichen zu ihren Interpretatoren befassen müsse – ein Forschungsgebiet, für das er den Begriff "Pragmatik" prägte.

Die von Morris eingeführte Unterscheidung von Syntax, Semantik und Pragmatik wurde schnell zur griffigen Formel in der Linguistik, als Forschungsgebiet kam die Pragmatik aber nur schwer aus den Startlöchern. Die Sprachwissenschaftler sahen in ihr eigentlich eine Aufgabe für die Psychologie; die jahrzehntelang dominierende behavioristische Psychologie wiederum befand, daß solche immateriellen und undefinierbaren Angelegenheiten, wie die Zuweisung von subjektiven Bedeutungen, außerhalb des objektiv beobachtbaren Reiz-Reaktions-Schematismus lägen und somit nicht in ihren Wissenschaftsbereich gehörten. Es kam hinzu, daß Shannons Theorie der technischen Kommunikation auf allen Feldern der Nachrichtenübertragung so überaus erfolgreich angewandt wurde, daß führende Vertreter der Psychologie resümierten, jedes technische Gerät und jeder Organismus könnten eine kommunikative Funktion nur dann ausüben, wenn sie dieser Theorie gehorchten.


Neue Entwicklungen in der Kommunikationstheorie

Vor zehn Jahren erschien ein Buch mit dem Titel "Relevance. Communication and Cognition", das verschiedene Forschungsrichtungen unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen unter einem zusammenfassenden Gesichtspunkt darstellen wollte. Autoren waren der französische Anthropologe Dan Sperber und die englische Linguistin Deirdre Wilson. Ihre Monographie verstanden sie als einen neuen Ansatz zur Betrachtung der Kommunikation vom Standpunkt der menschlichen Kognition. Mit dieser Publikation emanzipierte sich, so könnte man sagen, die Erforschung der Humankommunikation von dem ausschließlich sender-orientierten technischen Nachrichtenmodell. Sehr viel hatte diese Arbeit dem Philosophen H. Paul Grice zu verdanken: Er machte klar, daß im gesellschaftlichen Umgang der Sender in der Formulierung seiner Mitteilungen niemals völlige Freiheit hat; vielmehr gibt es stillschweigende Verhaltensregeln, die ihn verpflichten, so zu kommunizieren, daß die Aussage für den Empfänger "relevant" ist.

Im Falle der Sprachkommunikation manifestieren sich diese unausgesprochenen Forderungen in den, wie Grice sie nennt, Kategorien "Quantität", "Qualität", "Relation" und "Stil". In jede dieser Kategorien fällt eine Reihe impliziter Kommunikationsmaximen, die den Sprecher veranlassen sollen sicherzustellen, daß seine Äußerungen weder mehr noch weniger Information enthalten, als erforderlich ist ("Quantität"), nicht unwahr oder unbewiesen sind ("Qualität"), nicht irrelevant für das fragliche Thema sind ("Relation") und nicht in einer mehrdeutigen oder unhöflichen Weise vorgetragen werden ("Stil"). Zwar hat der Hörer keine formale Handhabe, den Sprecher zur Einhaltung solcher impliziten Regeln zu zwingen; aber wenn das Ziel der Kommunikation darin bestehen soll, relevante Information mitzuteilen, tut der Sender gut daran, sich diesen ungeschriebenen Vereinbarungen nicht zu entziehen.

Mit derartigen Kommunikationsmaximen stehen Sprecher durchaus nicht im Widerspruch, wenn sie vielfach ihre Äußerungen so formulieren, daß eine ganze Menge mehr mitgedacht bleibt als tatsächlich gesagt wird. Der Sender überläßt es dabei dem Empfänger zu erschließen, was bei der Encodierung sozusagen unter den Tisch gefallen ist. Solche "Implikaturen", wie Grice Appelle des Senders an die Fähigkeit des Hörers, Schlußfolgerungen zu ziehen, nennt, respektieren die Tatsache, daß der menschliche Kommunikationsempfänger kein technischer Apparat nach dem Vorbild des Shannon-Modells ist, der den Encodierungsvorgang einfach umkehrt. Sie erkennen vielmehr die eigenverantwortliche Informationsverarbeitung des Rezipienten an, der nicht nur fähig ist, sondern um der Relevanz der Information willen nachgerade darauf besteht, seine eigene Schlußfolgerungskompetenz einzusetzen – sogar dann, wenn Äußerungen des Senders mißlungen sind.

Die Erkenntnis, daß die Encodierung des Senders fast routinemäßig ergänzt wird durch eigenständige gedankliche Schlußfolgerungen des Empfängers, erklärt eine Reihe von Phänomenen, die Wissenschaftlern auf diesem Gebiet lange Zeit Kopfzerbrechen bereiteten. Zum einen kann der Hörer eine Äußerung verstehen, selbst wenn sie syntaktisch fehlerhaft, semantisch unterrepräsentiert oder beides ist. Zum anderen befähigt das inferentielle System des Empfängers die Kommunikationspartner auch, sehr eigentümliche Gesprächsformen zu verwenden, wie zum Beispiel ironische oder metaphorische Sprechakte, die vom Hörer verlangen, von der wörtlichen Bedeutung des Gesagten abzusehen, um die wahre Bedeutung zu verstehen.

Die Erklärungskraft des theoretischen Ansatzes von Grice reicht jedoch weit über die Frage hinaus, wie Verständigung bei unvollständigen oder irreführenden Aussagen möglich ist. Es gibt mindestens drei weitere Phänomene, die in der menschlichen, aber nicht in der technischen Kommunikation auftreten können. Wir bezeichnen sie als "kreatives Verständnis", "kreatives Mißverständnis" und "Informationsabwehr". Aufgrund der funktionalen Unabhängigkeit von Sender und Empfänger steht es dem Rezipienten frei, die gehörten Äußerungen nach Belieben mit seinem Hintergrundwissen und Erfahrungsschatz in Beziehung zu bringen. Ein mögliches Ergebnis kann darin bestehen, daß die erhaltene Information Inferenzprozesse in Gang setzt, die dazu führen, daß der Hörer zu einem tieferen Verständnis der besprochenen Angelegenheit gelangt als der Sprecher. Ein solches "kreatives" Verstehen kann also den Rezipienten in die Lage versetzen, nicht nur genauso gut informiert zu sein wie der Informant, sondern sogar weit besser, weil ihm Einfälle kommen, die dem Sender versagt blieben. Umgekehrt kann sich der Rezipient allerdings auch mit seinen Schlußfolgerungen selber verwirren und die Sache wird ihm unklarer, als sie zuvor war. Und schließlich steht die – sicherlich häufig praktizierte – Option offen, die Informationen des Senders völlig abzuweisen, entweder weil der Empfänger den Aussagen mißtraut oder weil er die Information als irrelevant erachtet.

Wenn der Empfänger so viele Möglichkeiten hat, den Informations-Input in seiner eigenen "pragmatischen" Weise zu verwenden, kann die verbale Kommunikation, obwohl sie auf konventionalisierten Codes beruht, in der Regel nicht nach der Encodierungs-/Decodierungslogik operieren, wie sie in Shannons Modell der technischen Kommunikation verbindlich ist. Das bedeutet des weiteren, daß im menschlichen Diskurs nicht mehr der Absender einer Mitteilung die ausschließliche Verantwortung für die Interpretationen des Empfängers trägt, sondern dieser selbst oder zumindest beide.

Nonverbale Kommunikation

Was für die Sprachkomponente der Kommunikation gilt, trifft auf die nichtsprachlichen Handlungen, die das Gespräch begleiten, noch mehr zu. Gesten, Mimik, Körperhaltungen und Bewegungen erscheinen so sehr als ein natürlicher Bestandteil der Rede, daß diese Verhaltensweisen in der Fachliteratur kurzerhand unter dem Schlagwort "nonverbale Kommunikation" zusammengefaßt werden. Diese Phänomene können aber noch weniger aus der Perspektive eines Code-Modells abgehandelt werden als das Verbalverhalten. Das liegt daran, daß für das nichtverbale Verhalten – mit der Ausnahme einer kleinen Anzahl von Bewegungstypen wie Schulterzucken oder Kopfschütteln, die bestimmte Redefloskeln ersetzen – kein auf Konvention beruhendes Zeichensystem besteht. Ihre potentielle kommunikative Bedeutung erhalten nichtverbale Verhaltensäußerungen nur deshalb, weil der Betrachter unbewußt dazu tendiert, in sie eine Bedeutung zu projizieren. Um die Rolle zu verstehen, die das nichtverbale Verhalten in der menschlichen Kommunikation spielt, muß man es deshalb vom theoretischen Standpunkt der inferentiellen Kommunikation analysieren, wie es Sperber und Wilson getan haben.

Nach deren Modellvorstellung entsteht Kommunikation nicht auf dem Wege der Encodierung und Decodierung von Zeichen, sondern dadurch, daß "Evidenz" erzeugt und als solche aufgefaßt wird. Evidenz im Sinne der Pragmatik kann alles sein, was ein Beobachter als relevant ansieht und dem er Bedeutung beimißt. Das wiederum wirft die Frage nach der Beschaffenheit der nonverbalen Zeichen auf, die der Betrachter als relevant heraushebt. Sperber und Wilson meinen, daß dies jede nonverbale Handlung sein kann, die dem Betrachter als auffällig erscheint und somit in seiner Wahrnehmung als Zeichenträger für eine Äußerung des Senders fungiert, obwohl ein vereinbarter Code fehlt. Hinter dieser Behauptung steht die Überlegung, daß die bloße Tatsache einer (vermeintlich) demonstrativen Darbietung eines nonverbalen Verhaltens den Betrachter zum Nachdenken darüber veranlasse, was der Sender damit wohl gemeint habe.

Es ist klar, daß der Sender durch seine Handlungsweise die pragmatische "Evidenz" und damit die kommunikative Verständigung nicht garantieren kann. Was er hervorbringen kann, ist ein Stimulus; dessen "Evidenz" muß die Zustimmung des Empfängers finden. Wie auffällig ein nonverbales Verhalten auch sein mag – wenn es beim Beobachter keine Resonanz findet, hat es keine kommunikative Funktion.

Das Gegenstück ist ebenfalls möglich: Jede minimale und vom Sender unbeabsichtigte mimische oder körperliche Bewegung, die dem Beobachter jedoch bedeutungsvoll vorkommt, kann von beträchtlicher Tragweite für den weiteren Kommunikationsverlauf werden. Dieser Fall spielt, wie die Alltagserfahrung lehrt und viele empirische Untersuchungen bestätigen, bei der Beurteilung von Personen eine oftmals entscheidende Rolle. Sowohl die statischen, "physiognomischen", Merkmale des Körpers als auch die dynamischen wie Gestik und Mimik können eine tiefgehende Wirkung auf die Wahrnehmung ausüben, die wir von anderen Menschen haben. Sie prägen nachhaltig den Eindruck, den wir über Charakter, emotionale Befindlichkeit oder Befähigung des Gegenübers gewinnen.

Die Neigung, Menschen nach ihrem Aussehen zu beurteilen, ist nicht selten so zwingend, daß wir uns ihr selbst wider besseres Wissen nicht entziehen können. Das Urteil stellt sich derart schnell und ohne die geringste kognitive Anstrengung ein, daß es nicht abwegig scheint, einen weitgehend automatisch ablaufenden Bewertungsprozeß anzunehmen, der ein Überbleibsel vormenschlichen Sozialverhaltens sein könnte. Um zu einem tieferen Verständnis der Humankommunikation zu gelangen, ist es denn auch unabdingbar zu untersuchen, wie die vielfältigen nonverbalen Verhaltensäußerungen in einer zwischenmenschlichen Interaktion inferentiell verarbeitet werden und welche pragmatische Evidenz sie im Auge des Betrachters annehmen.


Unbewußte Schlüsse

Als erster hatte der große Physiologe und Physiker Hermann von Helmholtz (1821 bis 1894) von den unbewußten Schlüssen in der Wahrnehmung gesprochen. In seinen Untersuchungen zur Psychophysiologie der visuellen Wahrnehmung fiel ihm auf, daß die optischen Eindrücke von geradezu dogmatischer Natur sind. Wie immer der menschliche Wahrnehmungsapparat einen visuellen Reiz interpretieren mag – der resultierende Eindruck ist kaum einer Revision zugänglich. Mit anderen Worten: Das menschliche Auge kann nicht zweifeln. Optischen Täuschungen zum Beispiel erliegen wir auch dann noch, wenn wir genau wissen, daß der Augensinn uns genarrt hat. Die Ursache dafür sei, so Helmholtz, daß unsere optischen Sinneseindrücke nicht durch bewußte Reflexion entstehen, sondern durch einen von ihm als "unbewußter Schluß" bezeichneten Deutungsprozeß, der vorschnell und naiv dem bloßen Augenschein folgt.

Der unbewußte Schluß ist Helmholtz zufolge das Ergebnis der Funktionsweise eines Wahrnehmungsapparates, der sich in immer neue Wechselwirkungsbeziehungen zur Außenwelt begibt, unter denen er die Gegenstände seiner sinnlichen Erfahrung wahrnimmt. Aus diesen subjektiven Einzelempfindungen sucht er die Konstanz der Erscheinungen zu bestimmen und daraus die Konstanz der Objekte der Außenwelt zu folgern. Der menschliche Geist, so Helmholtz, kann gar nicht anders operieren, als über die reine Beobachtung hinauszugehen, Schlußfolgerungen über die prinzipiell nicht beobachtbare Kausalität zu ziehen und in die Außenwelt zu projizieren. Der Wahrnehmungsakt wird so bereits zur Konstruktion von Wirklichkeit; er ist kein bloßer Spiegel der Natur, sondern ein höchst komplexer Vorgang der summarischen Verrechnung der augenblicklichen Erscheinungsform und früheren Sinneserfahrungen inklusive einer abschließenden Bewertung, allerdings ohne die "reinigende und prüfende Arbeit des bewußten Denkens". Schlußfolgerungen der eben beschriebenen Art nannte Helmholtz vor allem deshalb unbewußt, weil sie spontan und mit nicht zu unterdrückender Macht sich durchsetzen und auch nicht durch genaue und bewußte Kenntnis etwa der Sinnesphysiologie verhindert oder abgeändert werden können.

Daß Helmholtz' These von den unbewußten Schlüssen nicht nur für die visuelle Objektwahrnehmung, sondern auch für die soziale Wahrnehmung in der zwischenmenschlichen Kommunikation Geltung beanspruchen kann, ist beinahe 100 Jahre nicht zur Kenntnis genommen worden. Die wissenschaftliche Reflexion über die nonverbale Kommunikation folgte lange Zeit dem naiven Alltagsverständnis, demzufolge das äußere Erscheinungsbild eines Menschen ein Spiegelbild seiner inneren Befindlichkeit sei. Dementsprechend ist diese Komponente der menschlichen Kommunikation fast ausschließlich unter dem Vorzeichen der Eigenschaftsdiagnostik behandelt worden. Und obwohl die empirischen Untersuchungen auf diesem Gebiet alles andere als erfolgreich waren, blieben die Wissenschaftler noch bis in die jüngste Zeit so sehr auf die Frage fixiert, was diese Phänomene über den Akteur aussagten, daß es ihnen gar nicht in den Sinn kam zu fragen, was sie für den Wahrnehmenden bedeuteten.


Ausdruck und Eindruck

Diese enge Problemsicht ist nicht zuletzt durch die Verhaltensforschung erweitert worden. Die Pionierarbeiten von Konrad Lorenz, Nikolaas Tinbergen und anderen haben gezeigt, daß das Vorhandensein bestimmter visueller Reize das Schicksal einer Tierspezies entscheidend beeinflussen kann, indem diese Stimuli Reaktionen in der Lebensumwelt auslösen, die das Überleben der eigenen Art entweder begünstigen oder gefährden. Bei vielen Tierarten haben sich optische Merkmale entwicklungsgeschichtlich so herausgebildet, daß sie für andere Tiere zum Beispiel als mögliche Paarungspartner wahrnehmbar oder als Beuteopfer unerkennbar sind. Für den ethologisch orientierten Ansatz ist es deshalb von größter Bedeutung, die spezifischen morphologischen oder Verhaltensmerkmale zu analysieren, die einen bestimmten Eindruck bei anderen Tieren hervorrufen. Anhand sogenannter Attrappenversuche, bei denen Körperformen oder Farbgebung systematisch verändert werden, läßt sich demonstrieren, wie die tierische Wahrnehmung nur auf bestimmte optische Reizmuster anspricht und andere unbeachtet läßt. In der Verhaltensforschung wird diese Kombination von Reizqualität ("Ausdruck") auf der einen Seite und Wahrnehmungsfilter ("Eindruck") auf der anderen als angeborener Auslösemechanismus bezeichnet.

Paul Leyhausen, ein enger Mitarbeiter von Konrad Lorenz, war der erste, der diesen Mechanismus auf die menschliche Kommunikation für übertragbar hielt. Seinen Untersuchungen zufolge haben sich Ausdrucksbewegungen und Wahrnehmungsfilter zu verschiedenen Zeiten der Entwicklungsgeschichte herausgebildet und sind erst durch den Selektionsdruck zu sozialer Kommunikation in eine funktionale Beziehung getreten. Beide bleiben autonome Verhaltensmechanismen, die nur partiell aufeinander abgestimmt sind. Die Eindrucksempfindungen des Empfängers wecken, wie Leyhausen schrieb, stets das "Eigenseelische". Eine objektive Erkenntnis des "Fremdseelischen" ist nicht nur prinzipiell unmöglich, sondern wird auch noch durch die typischen Fehlleistungen der Wahrnehmungsdeutung verhindert. Die Eindrucksmechanismen verarbeiten schnell erkennbare Merkmale ohne genaue Durchmusterung des gesamten Wahrnehmungsfeldes, sie lassen sich von Gestaltähnlichkeiten täuschen und übersetzen die Wahrnehmung unverzüglich in Empfindungen und Gemütszustände, ohne daß die höheren kortikalen Prozesse des Überprüfens und Vergleichens daran beteiligt wären.

Die Humanethologie hat anhand zahlreicher Einzelfalldarstellungen die Auffassung untermauert, daß nonverbale Verhaltensweisen und morphologische Formgebung eine Steuerungsfunktion in der menschlichen Interaktion und Kommunikation übernehmen können. Bekannt ist das Beispiel des Kindchenschemas, einer bestimmten Form der Kopfrundung und der Gesichtsplastizität, das die Mühseligkeiten des elterlichen Pflegeverhaltens abmildern hilft. Außerdem läßt sich fast an jeder Straßenecke beobachten, wie die Eindrucksempfänglichkeit des Wahrnehmenden für visuelle Reize in der Kunst, in der Werbung, in Feierlichkeiten und gesellschaftlichen Veranstaltungen angesprochen wird. Mit gutem Grund kann man sagen, daß die inferentielle Verarbeitung nonverbaler Stimulation nicht allein die Art und Weise beeinflußt, wie Menschen miteinander interagieren, sondern sämtliche Bereiche der Kultur und Gesellschaft zutiefst durchdringt.


Multimediale Kommunikation in der Zukunft

Es ist oft beklagt worden, daß der Besitz der Sprache die Menschen für Agitation und Indoktrination aller Art anfällig gemacht habe. Tatsächlich zeigt sich am Aufstieg und Niedergang so vieler Ideologien, daß das Geschenk der Sprache nicht immer ein Segen gewesen ist. Es ist jedoch des Nachdenkens wert, ob nicht die Hartnäckigkeit und Unbelehrbarkeit des ersten Augenscheins, von dem Helmholtz und später die Verhaltensforscher sprachen, ein Limit setzt, inwieweit Menschen durch Sprache beeinflußt werden können. Andererseits kann allerdings auch nicht bezweifelt werden, daß die Erfindung der Sprache sehr viel dazu beigetragen hat, den Verstand des Homo sapiens von der Dominanz der reflexartigen Eindrucksmechanismen unserer animalischen Vorfahren zu befreien.

Mit einiger Dringlichkeit stellt sich in unserer Zeit die Frage, ob die dramatische Zunahme an visueller Stimulation, auf die ein Großteil der medientechnischen Weiterentwicklung abzielt, das Verhältnis von bewußter zu unbewußter Informationsverarbeitung nicht so aus dem Gleichgewicht bringen wird, daß der gesellschaftliche Verkehr der Menschen neue und unerwünschte Formen annimmt. Dies deshalb, weil der Mensch nicht ständig unterhalb seiner Möglichkeiten zur Einsicht und intellektuellen Entfaltung leben kann, ohne daß dieser Zustand zu Spannungen in der menschlichen Gemeinschaft führt.

Als vor rund 75 Jahren Lippmann über das "sprechende Bild" räsonierte, konnte niemand ahnen, daß es heute Einzug in fast jede Wohnung gehalten hat und Hunderte von Millionen Menschen täglich die "müheloseste geistige Nahrung" aufnehmen. Und trotz seiner warnenden Voraussage, daß die Bildkommunikation uns das Denken abnimmt, hat sich die Kommunikationswissenschaft noch viel zu wenig um das Problem gekümmert, wie die individuelle Wahrnehmung, die "pragmatische" Informationsauswertung, mit dem Daten-Input umgeht.

Da sich die Fachwissenschaft bei der Erklärung des menschlichen Kommunikationsprozesses zu lange mit der Theorie der technischen Informationsübertragung zufriedengegeben hat, ist es auch heute, ein halbes Jahrhundert, nachdem das Fernsehen die Wohnzimmer erreicht hat, im Grunde genommen immer noch unbegreiflich, weshalb sich die Menschen millionenfach vor den TV-Geräten scharen.

Während die moderne Technologie der multimedialen und interaktiven Kommunikation den sprachlichen Informationsaustausch zugunsten des bildlichen weiter zurückdrängt, wird es zusehends dringlicher herauszufinden, woher das anscheinend unersättliche Interesse am Visuellen herrührt, weshalb es so fasziniert, welche individuellen Bedürfnisse es befriedigt und welche sozialen Funktionen es erfüllt. Daß wir dieser Probleme überhaupt ansichtig geworden sind zeigt, daß die Theorie der menschlichen Kommunikation sich schon auf den Weg gemacht hat, nach Antworten zu suchen. Es könnte sich dabei herausstellen, daß – wie Konrad Lorenz meinte – diese Fragen "die tiefsten und ältesten Strukturen auch unserer eigenen Seele" berühren, die zu verstehen wir bitter nötig haben.

Literaturhinweise


– Prejudice and the Theory of Inferential Communication. Von S. Frey in: Indoctrinability, Warfare & Ideology. Herausgegeben von I. Eibl-Eibesfeldt und F. Salter. Oxford 1996 (im Druck).

– Studies in the Way of Words. VonH. P. Grice. Cambridge (Mass.) 1989.

– Biologie von Ausdruck und Eindruck. Von P. Leyhausen in: Psychologische Forschung, Band 31, Seiten 113 bis 227, 1967.

– Relevance: Communication and Cognition. Von D. Sperber und D. Wilson. Oxford 1986


Aus: Spektrum der Wissenschaft 8 / 1996, Seite 32
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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