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Toxoplasmose: Tödliche Zuneigung

Der weit verbreitete Parasit Toxoplasma gondii galt lange als eher harmlos für den Menschen. Jetzt wissen Forscher mehr.
Furchtlos

Stellen Sie sich eine Welt ohne Angst vor. Wie befreiend wäre es, unbeeinträchtigt von unseren täglichen Sorgen durchs Leben zu gehen: Wir könn­ten furchtlos über viel befahrene ­Straßen spazieren, waghalsige Abenteuer erleben und Horrorfilme ansehen, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch genauer betrachtet entpuppt sich die Aussicht als düster, ja tödlich. Schließlich sind unsere Ängste da, um uns zu schützen.

Mäuse zum Beispiel bewahrt ihre grundsätzliche Aversion gegen Katzen normalerweise vor den tödlichen Klauen. Doch lauert den Nagern dieser Welt ein zweiter Feind auf – einer, der dafür sorgen kann, dass sie erst gar keine Angst vor Katzen verspüren: Der Einzeller Toxoplasma gondii, ein Protozoon, vermag die fundamentalsten Selbsterhaltungsinstinkte eines Nagers außer Kraft zu setzen. Die Folge: Die Maus flieht nicht mehr vor Katzen, sondern fühlt sich auf seltsame Weise zu ihnen hingezogen.

Der Einfluss von Toxoplasma reicht jedoch noch viel weiter. Zwar sind Nagetiere und Katzen­artige die wichtigsten Wirtstiere des Parasiten, aber er infiziert auch die Gehirne von Milliarden anderer Tiere an Land, im Wasser und in der Luft. Menschen sind da keine Ausnahme. Wissenschaftler schätzen, dass weltweit drei Milliarden Menschen Toxoplasmen in sich tragen. In den USA haben sich die Parasiten in den neuronalen Schaltkreisen jedes fünften Einwohners eingenis­tet; in anderen Ländern beträgt die Infektions­rate gar bis zu 95 Prozent. ...

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  • Quellen

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Ingram, W. M. et al.: Mice Infected With Low-Virulence Strains of Toxoplasma gondii Lose Their Innate Aversion to Cat Urine, Even After Extensive Parasite Clearance. In: PLoS One 8, e75246, 2013

Flegr, J.: How And Why Toxoplasma Makes Us Crazy. In: Trends in Parasitology 29, S. 156-163, 2013

Hari Dass, S. A. und Vyas, A.: Toxoplasma gondii Infection Reduces Predator Aversion in Rats Through Epigenetic Modulation in the Host Medial Amygdala. In: Molecular Ecology 23, S. 6114-6122, 2014

Hill, D. und Dubey, J. P.: Toxoplasma gondii: Transmission, Diagnosis And Prevention. In: Clinical Microbiology and Infection 8, S. 634-649, 2002

House, P. K. et al.: Predator Cat Odors Activate Sexual Arousal Pathways in Brains of Toxoplasma gondii Infected Rats. In: PLoS One 6, e23277, 2011

Parlog, A. et al.: Toxoplasma gondii-induced neuronal alterations. In: Parasite Immunology 37, S. 159-170, 2015

Vyas, A.: Mechanisms of Host Behavioral Change in Toxoplasma gondii Rodent Association. In: PLoS Pathogens 11, e1004935, 2014

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