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Neurobiologie: Unkontrollierte Gewalt



Normalerweise überwacht das menschliche Gehirn alle negativen Emotionen, die im limbischen System entstehen. An dieser Regulation sind sowohl das Stirnhirn als auch der Nervenstrang über dem Verbindungsbalken beider Gehirnhälften – das Cingulum – sowie der tief im Inneren des Schläfenlappens liegende Mandelkern beteiligt. Allerdings können nicht alle Menschen ihre spontanen Wutausbrüche unterdrücken. Nun hat das Team um den Psychologen Richard Davidson von der Universität von Wisconsin in Madison an 500 Probanden die Aktivität der genannten Hirnareale untersucht. Wie sich zeigte, ist bei Personen mit aggressivem Persönlichkeitsprofil sowohl das Stirnhirn als auch das vordere Cingulum weniger durchblutet als bei gesunden Personen, während der Mandelkern die gleiche Aktivität aufweist. Demnach arbeiten bei impulsiven Gewalttätern zwei der drei Gehirnregionen, die für die Dämpfung negativer Gefühle zuständig sind, nicht richtig, sodass sich Aggressionen ungehindert entladen können. Bisher war bekannt, dass Störungen in diesem Netzwerk mit psychischen Krankheiten wie Depressionen und schweren Angstzuständen in Verbindung stehen. (Science, Bd. 289, S. 591)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 2000, Seite 26
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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