Direkt zum Inhalt

DNA-Methylierung : Verankerung frühkindlicher Erfahrungen im Erbgut

Während der Entwicklung eines Embryos müssen sich die Zellen der verschiedenen Organe auf ihre jeweilige Aufgabe spezialisieren. Dazu werden Gene durch An- bringen von Markierungen dauerhaft abgeschaltet. Der gleiche Mechanismus bewirkt, dass Umwelteinflüsse in jungen Jahren lebenslange Spuren im Erbgut hinterlassen.

Dass Erfahrungen in der frühen Kindheit einen Menschen zeit seines Lebens prägen können, gehört zum althergebrachten Alltagswissen, dem die Medizin jedoch lange nur wenig Beachtung schenkte. Stattdessen befasste sie sich während des letzten Jahrhunderts vor allem mit den Genen, die wir von unseren Eltern erben. Diese galten als hauptverantwortlich nicht nur für die körperlichen und geistigen Merkmale eines Menschen, sondern auch für seine Anfälligkeit oder Widerstandskraft gegenüber Krankheiten.

Epidemiologische Befunde bestätigten zwar die uralte Erkenntnis, wonach Erfahrungen – insbesondere solche in den ersten Lebensjahren – die langfristige körperliche und see­lische Verfassung beeinflussen. Doch weil kein plausibler Mechanismus für einen Zusammenhang zwischen vagen, schwer zu quantifizierenden Erfahrungen und genau definierten sowie exakt messbaren physiologischen Vorgängen bekannt war, ignorierte die Medizin die mögliche Bedeutung des sozialen und physischen Umfelds für das Verhalten und den allgemeinen Gesundheitszustand. Warum manche Menschen von Krankheiten und seelischen Störungen heimgesucht werden, während andere verschont bleiben, erklärte man sich mit Unterschieden in der von den Eltern ererbten genetischen Ausstattung.

Tatsächlich ließen sich Mutationen in einzelnen Genen als Ursachen für bestimmte Erbleiden ausmachen. Solche DNA-Änderungen können aber nur einen kleinen Teil der bekannten Krankheiten erklären. Und inzwischen kennen wir Mechanismen, die eine Verbindung zwischen Erfahrungen und physiologischen Vorgängen herstellen. Es handelt sich um biochemische Prozesse, die auf der Ebene oberhalb der Gene ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Resilienz - Was stärkt uns für schwierige Zeiten?

Zum Leben gehören neben Höhen auch Tiefen. Wie können wir solche negativen Ereignisse überstehen? Erfahren Sie, wie Stress den Darm trifft und was hilft, die Beschwerden zu lindern. Warum ältere Menschen oft stressresistenter sind und was jeder daraus lernen könnte. Wann uns ein Trauma nicht zerbricht, sondern wir am Widerstand wachsen. Wie Genussfähigkeit mit negativen Gefühlen, Leistung und Lebenserfolg zusammenhängt. Warum Tanz und Musik wie Lebenselixiere wirken. Oder ob Haustiere uns wirklich glücklich machen.

Spektrum Kompakt – Organoide

Miniorgane sollen Therapieeffekte vorhersagen, die Entwicklung von Organen offenbaren und vieles mehr. Das wirft auch ethische Fragen auf.

Spektrum - Die Woche – »Wir können uns aktiv verändern – ein Leben lang«

Persönliches Wachstum ist in jedem Lebensabschnitt und bis ins hohe Alter möglich – man muss nur wollen, sagt die Psychologin Eva Asselmann im Interview. Außerdem in dieser Ausgabe von »Spektrum – Die Woche«: Die Menschheit greift wieder nach dem Mond.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen

Borghol, N. et al.: Associations with Early-Life Socio-Economic Position in Adult DNA Methylation. In: International Journal of Epidemiology 41, S. 62 – 74, 2012

Francis, D. et al.: Nongenomic Transmission across Generations of Maternal Behavior and Stress Responses in the Rat. In: Science 286, S. 1155 – 1158, 1999

McGowan, P. O.: Epigenetic Regulation of the Glucocorticoid Receptor in Human Brain Associates with Childhood Abuse. In: Nature Neuroscience 12, S. 342 – 348, 2009

Murgatroyd, C. et al.: Dynamic DNA Methylation Programs Persistent Adverse Effects of Early-Life Stress. In: Nature Neuroscience 12, S. 1559 – 1566, 2009

Suderman, M. M. et al.: Conserved Epigenetic Sensitivity to Early Life Experience in the Rat and Human Hippocampus. In: Proceedings of the National Academy of Sciences USA 109, S. 17266 – 17272, 2012

Szyf, M.: The Early-Life Social Environment and DNA Methylation. In: Clinical Genetics 81, S. 341 – 349, 2012

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.