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Kommunikation: Verbale Allzweckwaffe

Manche Menschen halten Klatsch und Tratsch für boshaftes Geschwätz, andere sehen darin einen unterhaltsamen Zeitvertreib. Auch Psychologen gilt er als zweischneidiges Schwert: Er dient ebenso als sozialer Kitt wie zum Ausschalten von Rivalen.
Auf neutralem Terrain

"Liebe Teilnehmerin, stellen Sie sich vor, Sie sind Single und Ihre neue Nachbarin flirtet bei jeder Gelegenheit mit einem Mann aus Ihrer Straße, in den Sie seit geraumer Zeit heimlich verliebt sind. Würden Sie beim Kaffeeklatsch mit einer Freundin über die Nachbarin lästern?"
Mit diesem Szenario konfrontierten die So­zialpsychologin Karlijn Massar von der niederländischen Universität Maastricht und ihre ­Kollegen 83 Probandinnen zwischen 20 und 50 Jahren. Das erstaunliche Ergebnis der 2012 erscheinenden Studie: Frauen lästerten umso eher über eine Rivalin, je höher sie ihren eigenen "Marktwert" einschätzten, gemessen etwa daran, wie häufig ihnen Männer Komplimente machten. Ob sie Single oder in festen Händen waren, machte keinen Unterschied. Anders als das Klischee von Tratschtanten beim Kaffeeklatsch vielleicht vermuten lässt, zogen jüngere Probandinnen außerdem öfter vom Leder als ältere. Aber als die Forscher Frauen mit gleichem gefühltem "Marktwert" verglichen, spielte das Alter keine Rolle mehr. Die subjektive Anziehungskraft auf Männer verriet sogar mehr über ihre Klatschfreudigkeit als das Alter.
Ist Tratschen also ein charakterliches Defizit von Frauen, die sich für etwas Besseres halten? Oder doch nur ein harmloser, unterhaltsamer Zeitvertreib? ...

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  • Quellen

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