Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Psychomotorik: Kau dich fit?

Kaugummikauen soll die Konzentration fördern und sogar Stress lindern. Doch die Frage, ob das tatsächlich stimmt, entzweit die Forschergemeinde.
Eine rothaarige junge Frau mit gelber Brille hat eine geplatzte Kuagummiblase im Gesicht.

Rund 70 Prozent der Deutschen kauen Kaugummi. Das ergab eine Studie des Marktforschungsinstituts mafo.de von 2016. Die meisten bevorzugen die klebrige Masse mit Minzgeschmack; auf den Plätzen 2 und 3 liegen fruchtige und zimtige Noten. Die Popularität des Kaugummis ist ungebrochen. Und es erfreut sich nicht erst so großer Beliebtheit, seit es Mitte des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal als Massenprodukt in den USA auf den Markt kam. Archäologische Funde deuten vielmehr darauf hin, dass schon die Steinzeitmenschen vor rund 5000 Jahren auf Birkenharz herumkauten, womöglich um Zahnfleischbeschwerden zu lindern. Das älteste Kaugummi, auf das Wissenschaftler bislang gestoßen sind, ist sogar rund 9000 Jahre alt.

Inzwischen werden dem Kaugummikauen eine ganze Reihe von gesundheitsfördernden Effekten zugeschrieben. So soll es etwa bei Sodbrennen helfen oder wenn wir im Flugzeug Druck auf den Ohren verspüren. Spezielle Kaugummis erleichtern angeblich die Zahnpflege und unterstützen Raucher bei der Nikotinentwöhnung. Weiter soll das Kauen die Konzentration und Leis­tungsfähigkeit steigern und sogar Stress lindern. Vor allem an letztere Botschaft scheinen offenbar viele Fans bereitwillig zu glauben. Das zeigt etwa eine Befragung im Auftrag des US-Kaugummiproduzenten Wrigley, der zufolge 56 Prozent der regelmäßigen Konsumenten und 42 Prozent der unregelmäßigen angeblich aus genau diesem Grund kauen.

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Liebes Gehirn, konzentrier dich doch mal!

Unser Gehirn empfängt ununterbrochen Reize aus unserer Umgebung. Wie können wir trotzdem fokussiert sein und uns auf bestimmte Dinge konzentrieren? In dieser Ausgabe der »Woche« widmen wir uns dem Phänomen der Aufmerksamkeit und Konzentration. Außerdem: Neutrino-Experiment KATRIN bekommt Konkurrenz.

Gehirn&Geist – Völlig verwirrt?

Sind Sie manchmal völlig verwirrt und haben keinen Durchblick? Gut so, Konfusion motiviert, macht produktiv und beschleunigt den Lernprozess. Außerdem: Manche Menschen werden von einem lästigen Pfeifen geplagt. Die Suche nach den Hirnmechanismen, denen Tinnitus entspringt, deckt zugleich mögliche Wege zu seiner Linderung auf. Lachgas hat den Ruf einer relativ ungefährlichen Substanz. Warum entwickeln trotzdem immer mehr Konsumenten gesundheitliche Schäden bei Einnahme der Trenddroge? Lange hielt man den Thalamus für eine simple Zwischenstation auf dem Verarbeitungsweg der Sinnesinformationen. Doch vermutlich wären viele Denkprozesse ohne ihn gar nicht möglich.

Gehirn&Geist – Resilienz - Was stärkt uns für schwierige Zeiten?

Zum Leben gehören neben Höhen auch Tiefen. Wie können wir solche negativen Ereignisse überstehen? Erfahren Sie, wie Stress den Darm trifft und was hilft, die Beschwerden zu lindern. Warum ältere Menschen oft stressresistenter sind und was jeder daraus lernen könnte. Wann uns ein Trauma nicht zerbricht, sondern wir am Widerstand wachsen. Wie Genussfähigkeit mit negativen Gefühlen, Leistung und Lebenserfolg zusammenhängt. Warum Tanz und Musik wie Lebenselixiere wirken. Oder ob Haustiere uns wirklich glücklich machen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen

Allen, A. P., Smith, A. P.: A review of the evidence that chewing gum affects stress, alertness and cognition. In: Journal of behavioral and neuroscience research 9, 7 – 23, 2011

Allen, A. P., Smith, A. P.: Chewing Gum: Cognitive Performance, Mood, Well-Being and associated Physiology. In: BioMed Research International: Chewing, Stress-Related Diseases and Brain Function, 2015

Erbay, F. M. et al.: Chewing gum may be an effective complementary therapy in patients with mild to moderate depression. In: Appetite 65, 31 – 34, 2013

Hirano, Y., Onozuka, M.: Chewing and attention: A positive effect on sustained attention. In: BioMed Research International: Chewing, Stress-Related Diseases and Brain Function, 2015

Kubo, K. et al.: Chewing, Stress-Related Diseases and Brain Function. In: BioMed Research International: Chewing, Stress-Related Diseases and Brain Function, 2015

Kubo, K. et al.: Mastication as a stress coping behavior. In: BioMed Research International: Chewing, Stress-Related Diseases and Brain Function, 2015

Ono, Y. et al: Chewing prevents stress-induced hippocampal LTD formation and anxiety-related behaviors: A possible role of the dopaminergic system. In: BioMed Research International: Chewing, Stress-Related Diseases and Brain Function, 2015

Ono, Y. et al.: Occlusion and brain function: mastication as a prevention of cognitive disfunction. In: Journal of Oral Rehabilitation 37, 624 – 640, 2010

Ono, Y. et al.: Prefrontal Hemodynamic Changes associated with subjective sense of occlusal discomfort. In: BioMed Research International: Chewing, Stress-Related Diseases and Brain Function, 2015

Otsuka, T. et al.: Effects of mandibular retrusive deviation on prefrontal cortex activation. In: BioMed Research International: Chewing, Stress-Related Diseases and Brain Function, 2015

Onyper, S. V. et al.: Cognitive advantages of chewing gum. Now you see them, now you don´t. In: Appetite 57, 321 – 328, 2011

Scholey, A. et al.: Chewing gum alleviates negative mood and reduces cortisol during acute laboratoy psychological stress. In: Physiology and Behavior 97, 304 – 312, 2009

Scholey, A.: Chewing gum and cognitive performance: A case of a functional food with function but no food? In: Appetite 43, 215 – 216, 2004

Smith, A.: Effects of chewing gum on cognitive function, mood and physiology in stressed and non-stressed volunteers. In: Nutritional Neuroscience 13, No.1 , 7 – 16, 2010

Smith, A.: Effects of chewing gum on mood, learning, memory and performance of an intelligence test. In: Nutritional Neuroscience 12, No. 2, 81 – 88, 2009

Walker, J. et al: Chewing unflavored gum does not reduce cortisol levels during a cognitive task but increases the response of the sympathetic nervous system. In: Psysiology and Behavior 154, 8 – 14, 2016

Weijenberg, R., Lobbezoo, F.: Oral habits to cope with pain and stress and to stimulate cognition. In: BioMed Research International: Chewing, Stress-Related Diseases and Brain Function, 2015

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.