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Paläogenetik: Zweischneidiges Neandertalererbe

Die Techtelmechtel unserer Vorfahren mit archaischen Menschen haben für den heutigen Homo sapiens Spätfolgen. Nicht alle davon sind von Vorteil.
Neandertaler

Unsere Vorfahren hatten offensichtlich ein umtriebiges Sexualleben: Sie bekamen gemeinsame Kinder mit Neandertalern, mit Denisovanern (auf deren Spuren Paläogenetiker in Fossilien aus dem Altai stießen) und anscheinend auch mit anderen archaischen Menschen. Erbgutuntersuchungen der vergangenen Jahre belegten zweifelsfrei die weit zurückliegenden Kontakte. Dabei erweist sich die uns eigene Neandertaler-DNA als höchst divers: Jeder Einzelne besitzt zwar nur sehr wenig davon, doch zusammengenommen könnten die Anteile verschiedener Menschen mehr oder weniger das halbe Erbgut unserer urzeitlichen Vettern ergeben.

Um die Bedeutung der übernommenen DNA-Stücke aufzudecken, ziehen Forscher die umfangreichen Daten zu Genomanalysen von vielen Individuen heran. Dabei entpuppen sich manche der fremden Erbgutsequenzen als segensreich, andere als weniger wünschenswert. Die Auswirkungen reichen von der Anpassungsfähigkeit an außerafrikanische Umwelten bis hin zur Anfälligkeit für Krankheiten wie Asthma, bestimmte Hautleiden und vielleicht sogar Schwermut.

Höchstens zwei bis vier Prozent des Erbguts der meisten Europäer und Asiaten stammen von Neandertalern. Denisovaner-DNA macht bei Melanesiern und Australiern etwa fünf Prozent aus. Hinzu dürften Spuren weiterer früherer Menschenformen kommen, die Biologen in modernen Genomen zu erkennen meinen­. ...

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Spektrum - Die Woche – Zwei junge Forscher stellen die Mathematik auf den Kopf

Treten Sie ein in den Bonner Hörsaal, in dem zwei junge Mathematiker im Juni 2022 damit begannen, durch ihren revolutionären Ansatz der verdichteten Mengen die Regeln des Fachs neu zu schreiben! Außerdem in dieser Ausgabe: ein mutiger Vermittlungsansatz im ewigen Streit der Bewusstseinstheorien.

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  • Infos

Vernot, B. und Akey, J. M.: Resurrecting Surviving Neandertal Lineages from Modern Human Genomes. In: Science 343, S. 1017 – 1021, 2014

Sankararaman, S. et al.: The Genomic Landscape of Neanderthal Ancestry in Present-Day Humans. In: Nature 507, S. 354 – 357

Dannemann, M. et al.: Adaptive Variation in Human Toll-Like Receptors is Contributed by Introgression from both Neandertals and Denisovans. In: bioRxiv, 2015

Huerta-Sánchez, E. et al.: Altitude Adaptation in Tibetans Caused by Introgression of Denisovan-Like DNA. In: Nature 512, S. 194 – 197, 2014

Callaway, Ewen: Neanderthals had Outsize Effect on Human Biology. In: Nature 523, S. 512 – 513, 30. Juli 2015

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