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Vor fünfzig und vor hundert Jahren


1944

Das von den beiden Schweizern Weibel (Vater und Sohn) entwickelte elektrische Schweissverfahren hat, nachdem ihm in der Schweiz kein grosser Erfolg beschieden war, im Ausland grosse Beachtung gefunden, da es das einzige Verfahren zum Schweissen dünner Leichtmetallbleche ist und sich deshalb für sehr viele Arbeiten im Flugzeugbau eignet. Das Merkmal des Verfahrens ist das Schmelzen des Schweissgutes mittels zweier gegen dasselbe gepresster Kohleelektroden, die durch einen Wechselstrom niedriger Spannung zum Glühen gebracht werden. Der wesentliche Vorteil liegt darin, dass damit Bleche von 0,2 bis 2 mm geschweisst werden können, während bei andern Verfahren Leichtmetallbleche unter 0,8 mm nicht schweissbar sind. (Schweizerische Bauzeitung, Band 123, Nr. 5, Seite 58)

Traumfilmung. Der höchst beschleunigte Ablauf der inneren Anschauungsbilder im Traumleben gegenüber den im Wachen gültigen Zeitmaßen der Vorstellungsverläufe hat seit jeher ein Problem der Seelenkunde gebildet. W. Weygandt hatte schon vor über einem Menschenalter Vorstellungsbeschleunigungen in Ausnahmesituationen studiert und solche bis zum 100fachen des Durchschnittlichen (z. B. bei Reizwörterzurufen während eines Absprunges ins Wasser) gefunden. Gerhart Hauptmanns Selbstbiographie "Das Abenteuer meiner Jugend" enthält einen langen Traumbericht, dessen lautes Lesen fast 10 Minuten erfordert, während der erzählte Traum in 5 bis 6 Sekunden durchlebt worden sein muß (zwischen 2 Klingelzeichen). Würde man diesen Traumbericht in allen seinen Einzelheiten filmen, so daß sämtliche Vorgänge darin erfaßt werden und auf die Leinwand kommen, und dann so rasch abrollen lassen, daß die Geschehnisse eben noch auffaßbar bleiben, so gewänne man ein Maß für den Unterschied zwischen wachen und traumhaften Erlebniszeitmaßen, das sich u. U. durch einen Quotienten ausdrücken ließe. Es ist anzunehmen, daß dieser Wert zwischen der für stilles (nicht lautes) Lesen und für den Traum selber erforderlichen Zeit läge. (Kurznachrichten, Beiblätter zu Forschungen und Fortschritte, Nr. 1, Seite 1, Januar 1944)

Neue Methoden der Umwandlung elektrischer Energie in Licht. Tesla benutzt dazu einen Kondensator und eine Induktionsrolle, womit er elektrische Ströme mit hunderttausenden von Spannungseinheiten und Millionen von sekundlichen Richtungswechseln hervorbringt. Mittels dieser Elektrizitätserregung sind zaubervolle Lichtwirkungen in luftleeren Glasröhren und mit gewöhnlichen Glühlampen zu erzielen. Isolierte, mehrere Meter lange, in dem Wirkungsbereiche des so hergestellten elektromagnetischen Feldes ausgespannte Drähte werden von phosphorisierendem Lichtscheine umgeben, und Elektromotoren werden durch diese Ströme in Umdrehung versetzt. Bei diesen Experimenten ergab sich, dass der für gewöhnlich zur elektrischen Glühlichterzeugung als notwendig erachtete hohe Widerstand des Kohlenfadens unwesentlich ist; denn selbst kompakte Metallstücke leuchten schon bei schwachen Strömen auf, sobald die Spannung und die Wechselzahl genügend hoch ist; vor allem ist aber der luftleere Raum für die helle Lichterzeugung nach diesem Verfahren wesentlich. Dabei ist ein einziger Zuleitungsdraht ohne die sonst für elektrische Stromwirkung notwendige Rückleitung ausreichend, indem der Luftraum die hochgespannten rasch pulsierenden Ströme gleich dem besten Leiter hindurchlässt. Wenn daher Spannung und Wechselzahl die ausreichende Höhe hat, so ist überhaupt die metallische Leitung ganz entbehrlich, indem das im weiten Umkreise um die Elektrizitätsquelle erregte kräftige elektromagnetische Feld ohne weiteres die in seinen Bereich gebrachten luftleeren Glasgehäuse mit glänzendem Lichte erfüllt. (Gesundheits-Ingenieur, 17. Jg., Nr. 2, Seite 26)

1894

Professor Phisalix aus Paris konnte zeigen, dass die Bewegung oder Ausbreitung der Farbenflecke beim Tintenfisch von der Thätigkeit strahlenförmiger ungestreifter Muskelfasern abhängt, die dem Aequator der Farbsäckchen eingefügt sind. Noch bei den vor längerer Zeit getödteten Thieren, deren Nervensystem völlig ausser Thätigkeit war, und selbst an herausgeschnittenen Hautstücken liess sich bis zur beginnenden Fäulniss die directe Erregbarkeit der Chromatophoren verfolgen. Curare war ohne Wirkung darauf, die Nervenlähmung unterbrach nicht die directe Reizbarkeit dieser Muskelfasern. Die vor längerer Zeit von Brown Séquard nachgewiesene directe Erregbarkeit des Muskelgewebes der Iris und Pupille ohne Mitwirkung des Nervensystems durch das Licht wird hiermit auf das Hautgewebe erweitert und durch Phisalix' Untersuchungen auch für eine grosse Abtheilung wirbelloser Thiere nachgewiesen. (Prometheus, 5. Jg., Nr. 222, Seite 222)

Unterseetunnel. Der Chef-Ingenieur der englischen Admiralität und Parlaments-Mitglied Sir Edward Reed schlägt die Verwendung von eisernen oder stählernen, die Eisenbahn in sich aufnehmenden Röhren für einen Unterseetunnel auf dem Grunde des Ärmelkanals vor; dieselben sind doppelwandig gedacht und zwar derart, dass der Zwischenraum der durch Profileisen gegen einander versteiften Wandungen mit Cement-Beton ausgefüllt ist (Bild). Derartigen Röhren wird eine in's Unbegrenzte gehende Dauer zugesprochen. Was dann die höchst wichtige Frage der Ventilation und Luftversorgung der beiden gewaltigen Röhren betrifft, so glaubt Sir Edward Reed, dass dieselbe durch die stets nur in einer Richtung verkehrenden Züge in hinreichendem Maasse bewirkt werden wird. Jeder Zug wirkt nach Reed's Ansicht wie ein Kolben, welcher die schlechte Luft vor sich hin treibt und frische Luft hinter sich heransaugt. Da elektrischer Betrieb in Aussicht genommen ist, so wird von einer künstlichen Ventilation vollständig abgesehen. (Polytechnisches Centralblatt, 55. Jg., Nr. 7, Seite 81)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 1994, Seite 124
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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