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ASTRONOMIE: Warum die Venus ihr Wasser verliert

Die Venus ist sehr wasserarm. Glyn Collinson vom NASA Goddard Space Flight Center und sein Team haben jetzt offenbar den Grund dafür gefunden: Elektrische Kräfte schleudern Wasserstoff- und Sauerstoffionen aus der Atmosphäre des Planeten ins All. Das dafür verantwortliche elektrische Feld in der Ionosphäre der Venus ist rund fünfmal stärker als das in der irdischen Ionosphäre. Darauf deuten Messdaten der europäischen Raumsonde "Venus Express" hin, die von 2006 bis 2014 um den Planeten kreiste.

Obwohl die Atmosphäre der Venus viel dichter ist als die der Erde, enthält sie deutlich weniger H2O. Ihr Wasserdampfgehalt beträgt nur ein Zehn- bis Hunderttausendstel des irdischen. Lange Zeit hatten Forscher angenommen, der Sonnenwind habe die ionisierten Wassermoleküle der Venusatmosphäre entrissen. Ein anderer Effekt ist jedoch wichtiger, wie die Ergebnisse von Collinson und seinen Kollegen zeigen: Das Magnetfeld der Sonne beschleunigt Elektronen in der Ionosphäre weg von dem Himmelskörper, die dann positiv geladene, schwerere Ionen in der Atmosphäre quasi hinter sich herziehen. Zwischen ihnen entsteht dabei ein Polarisationsfeld, das es Wasserstoff-, Sauerstoff- und anderen Ionen erleichtert, das Schwerefeld der Venus zu verlassen.

Das Polarisationsfeld schlägt sich in den Messdaten von "Venus Express" nieder. Collinson und Kollegen spekulieren, es erhalte seine Stärke durch die größere Nähe zur Sonne und die dadurch intensivere Energieübertragung solarer Photonen auf die Elektronen in der Ionosphäre. Diese Erkenntnisse sind wahrscheinlich auf andere Planeten in Sternennähe übertragbar und sollten deshalb bei der Suche nach erdähnlichen Exoplaneten berücksichtigt werden, so das Forscherteam.

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