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Zwergplaneten: Ein neuer Zwergplanet in unserem Sonnensystem?

Der Himmelskörper 2007 OR10 könnte einen Durchmesser von 1535 Kilometern haben und wäre nach den Zwergplaneten Pluto und Eris der drittgrößte Himmelskörper jenseits der Neptunbahn. Zudem wäre 2007 OR10 derzeit das größte bekannte Objekt im Sonnensystem ohne einen richtigen Namen.
Makemake mit seinem Mond (künstlerische Darstellung)

Ein Forscherteam um Andras Pal vom Konkoly-Observatorium im ungarischen Budapest nutzte Messdaten der Forschungssatelliten Kepler und Herschel, um den Durchmesser des schon seit 2007 bekannten Himmelskörpers 2007 OR10 genauer zu bestimmen. Sie leiten für ihn einen Durchmesser von 1535 Kilometern ab. Damit wäre 2007 OR10 nach den Zwergplaneten Pluto mit 2375 Kilometer und Eris mit 2326 Kilometer Durchmesser der drittgrößte bekannte Himmelskörper jenseits der Neptunbahn. Er überträfe mit seiner Größe den Zwergplaneten Makemake und mit seinem Volumen auch den ellipsoiden Zwergplaneten Haumea. Somit ist 2007 OR10 ein heißer Kandidat für die Ernennung zum Zwergplaneten durch die Internationale Astronomische Union (IAU), die neben den vier genannten noch (1) Ceres im Asteroidengürtel zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter aufführt.

2007 OR10 im Vergleich zu vier offiziellen Zwergplaneten | Sollte sich die Größenangabe von 2007 OR10 bestätigen, so wäre er nach den beiden Zwergplaneten Pluto und Eris der drittgrößte bekannte Himmelskörper jenseits der Neptunbahn. Er wäre somit größer als Makemake und hätte ein größeres Volumen als Haumea.

Allerdings ist die Größenangabe noch mit ziemlich starken Messfehlern behaftet. Danach könnte 2007 OR10 bis zu 75 Kilometer größer sein als die angegebenen 1535 Kilometer oder aber auch bis zu 225 Kilometer kleiner ausfallen. Der Himmelskörper befindet sich derzeit rund 87 Astronomische Einheiten (AE) – die 87-fache Distanz Erde–Sonne – von uns entfernt und wandert auf seiner Bahn um die Sonne weiter nach außen. Im Jahr 2130 wird er den sonnenfernsten Punkt seiner Bahn in 101 AE erreichen. Durch die große Entfernung ist es auch mit leistungsstarken Teleskopen schwierig, 2007 OR10 zu beobachten.

Die Forscher um Pal verwendeten das Weltraumteleskop Kepler, das eigentlich der Suche nach Planeten um ferne Sterne dient, um den Himmelskörper über einen Zeitraum von zwölf Tagen zu beobachten. Dabei erschien 2007 OR10 als leuchtschwacher Punkt, der langsam über den Sternhimmel wandert. Kepler zeichnete dessen Helligkeit mit einer hohen zeitlichen Auflösung auf, so dass die Forscher daraus eine Lichtkurve erstellen konnten. Aus ihr leiten sie eine Rotationsperiode von 44,8 Stunden ab. Damit wäre 2007 OR10 eines der am langsamsten rotierenden Objekte im Kuipergürtel. Allerdings könnte die Rotationsperiode mit einer deutlich niedrigeren Wahrscheinlichkeit auch genau die Hälfte betragen.

© Konkoly Observatory/László Molnár and András Pál
Weltraumteleskop Kepler beobachtet 2007 OR10

Die Forscher griffen dann auf Archivdaten des europäischen Infrarotsatelliten Herschel zurück, um die Größe von 2007 OR10 zu bestimmen. Dieser hatte im Jahr 2010 im Rahmen des Projekts "TNO's are Cool!" mehr als 100 Transneptunobjekte spektroskopisch untersucht, darunter auch 2007 OR10. Aus den seinerzeit erhaltenen Messdaten wurde dessen Größe zu 1280 Kilometer mit einem Fehler von plus/minus 210 Kilometern bestimmt. Die Daten von Herschel geben an, wie viel Sonnenlicht von diesem Himmelskörper absorbiert und später als Wärmestrahlung wieder abgegeben wurde. Allerdings fehlten seinerzeit Informationen zur Rotationsperiode, die das Abstrahlverhalten von 2007 OR10 mitbestimmt.

Sollte sich der größere Durchmesser dieses Himmelskörpers mittels weiterer Untersuchungen erhärten, so wäre die offizielle Klassifikation zum Zwergplaneten durch die IAU überfällig, und es sollte auch ein endgültiger Name für ihn gefunden werden. Entdeckt wurde 2007 OR10 von den US-Astronomen Meg Schwamb, Mike Brown und David Rabinowitz, die mit dem Samuel Oschin Telescope auf dem Mount Palomar das äußere Sonnensystem systematisch nach größeren Himmelskörpern jenseits der Neptunumlaufbahn durchmusterten. Bei ihnen liegen auch die Vorschlagsrechte für die Namensgebung.

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