Direkt zum Inhalt

Hirnforschung: A priori Orientierung

Richtungsweisende Nervenzellen sind bei Mäusen schon bei der Geburt vorhanden.
Mäusefamilie
Mit dem erstmaligen Öffnen der Augen erkunden auch Mäusebabys eine neue Welt. Dabei ist im Gehirn der Nager vermutlich schon von Geburt an ein ausgeprägter Orientierungssinn verankert, wie Forscher um Rosamund Langston von der Universität in Trondheim (Norwegen) und Tom Wills vom University College London berichten.

Ihren frisch geborenen, noch blinden Versuchstieren pflanzten die Neurobiologen Elektroden in Bereiche des Gehirns ein, welche für die räumliche Orientierung verantwortlich sind. Sobald die Mäuse ihre Augen öffneten, beobachteten die Forscher zwei Wochen lang die Bewegungen der Nager sowie die Aktivitätsmuster verschiedener Zellen. Wenn ein Tier den Kopf in eine bestimmte Richtung lenkte, wurden manche Neurone stets vermehrt aktiv – genauso, wie es für "Richtungszellen" typisch ist. Auch so genannte Platzzellen feuerten von Anfang an und zeigten die Position im Käfig an, wo die Maus sich gerade befand. Lediglich das Talent, Wegmarken in eine mentale Landkarte zu integrieren, dürfte den Jungmäusen noch abgehen, denn ein dritter Zelltyp – Gitterzellen, die den Raum wie ein Koordinatensystem neuronal repräsentieren – nahmen erst im Lauf der zwei Wochen den Betrieb auf.

Die Jungtiere besitzen also schon sehr früh einen hoch entwickelten Ortssinn, so die Forscher. Dies stützt die Annahme, dass sich Mäuse bereits vor jedem visuellen Input räumlich orientieren können. Weitere Studien sollen klären, wie die einzelnen Zelltypen entstehen und sich gegenseitig beeinflussen. (mb)

Langston, R. F. et al.: Development of the Spatial Representation System in the Rat. In: Science 328, S. 1576-1580, 2010.
Wills, T. et al.: Development of the Hippocampal Cognitive Map in Preweanling Rats. In: Science 328, S. 1573-1576, 2010.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.