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Archäoastronomie: Alexandrias Stadtplan war auf die Sonne ausgerichtet

Alexandria

Im 4. Jahrhundert v. Chr. gegründet, betrachtete man Alexandria in Ägypten lange Zeit als ein Symbol der Macht seines Begründers Alexander des Großen. Wie eng selbst die Straßenzüge der Stadt mit dem makedonischen Herrscher verbunden waren, konnten nun zwei italienische Forscher zeigen: Astronomische Berechnungen lassen darauf schließen, dass die Hauptachse der Stadt ursprünglich nach dem Stand der Sonne an Alexanders Geburtstag ausgerichtet worden war.

Dem Stadtplan ... | ... des antiken Alexandrias liegt ein rechtwinkliges Straßennetz zugrunde. Die lange Kanopische Straße durchzog die Stadt von Ost nach West. An ihr befanden sich alle bedeutenden Gebäude. Die wichtigste Querachse bildete ein Damm, der das Festland mit der Insel Pharos verband.

Schon länger wunderten sich Luisa Ferro und Giulio Magli vom Politecnico di Milano über die Lage Alexandrias. Laut den Archäoastronomen bot der Baugrund am Nil damals eigentlich keine optimalen Siedlungsbedingungen. Zudem ergaben Grabungen, dass mehrere Kanäle trockengelegt werden mussten, um Alexandria an Ort und Stelle überhaupt errichten zu können.

Die Hauptachse der schachbrettartig angelegten Planstadt bildete eine breite Straße, an der alle wichtigen Gebäude angesiedelt waren. Diese so genannte Kanopische Straße durchzog die Stadt der Länge nach von Ost nach West. Da sich die Bauten auch nicht an anderen topografischen Merkmalen ausrichteten, vermuteten Ferro und Magli, dass Himmelskörper als Orientierungspunkte dienten. Mit Hilfe von astronomischen Berechnungen gelang es ihnen schließlich nachzuvollziehen, wo sich die aufgehende Sonne am Tag der Sommersonnenwende im Jahr 331 v. Chr. – dem Gründungsjahr der Stadt – befunden haben muss. Mit einem Blick auf die Lage der Kanopischen Straße stellten die Forscher zudem fest, dass die Hauptstraße fast genau auf diesen Punkt zulief.

"Fast genau" reichte Ferro und Magli allerdings nicht. Sie hielten es für unwahrscheinlich, dass die Stadtbauerarchitekten damals so unsauber gearbeitet hatten – und suchten stattdessen nach einem anderen Datum, bei dem die Winkel von Sonne und Straße noch exakter übereinstimmten. Sie stießen auf den 20. Juli 356 v. Chr., das mutmaßliche Geburtsdatum des späteren Makedonenkönigs.

Die Forscher gehen davon aus, dass die Hauptachse Alexandrias bewusst auf den Punkt am Horizont ausgerichtet wurde, an dem am Tag von Alexanders Geburt die Sonne aufging. Ein ähnliches Phänomen, Orte nach den Himmelsgestirnen zu orientieren, kennen die Archäoastronomen auch von einigen römischen Städten.

Ob Ferros und Maglis Theorie zutrifft, muss aber in letzter Konsequenz unsicher bleiben. Das genaue Datum von Alexanders Geburt lässt sich nämlich nicht genau bestimmen. So ist unbekannt, welcher Kalender damals verwendet wurde. Um ihre These zu untermauern, planen die beiden Forscher, noch weitere Städte zu untersuchen, die von Alexander dem Großen errichtet wurden.

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