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News: Alle Männer sind gleich, Frauen auch!

Auch bei den Guppies lassen beide Geschlechter lieber die häuslichen Pflichten auf sich ruhen, um mit möglichst vielen Partnern für ausreichenden Nachwuchs zu sorgen. Dabei unterscheidet sich die Absicht der Männchen, die lediglich daran interessiert sind, ihre Gene möglichst weit zu streuen, deutlich von derjenigen der Weibchen. Biologen fanden heraus, dass die Fischdamen - wenn sie sich im Schnitt vier verschiedene Väter für ihre Brut ausgesucht hatten - bis zu 73 Prozent mehr Junge zur Welt brachten und damit auch ihre Gene besser in der Population etablierten. Außerdem verringerte sich die Tragzeit bis zur Geburt und der Nachwuchs lernte schneller, geschickt zu schwimmen und Feinden besser zu entkommen.
Männliche Guppies (Poecilia reticulata) versuchen sich – wie bei vielen anderen Tierarten auch – mit einer möglichst großen Zahl von Weibchen zu paaren. Da nun aber nahezu alle Männchen gleich denken und für jeden im Schnitt nur ein Weibchen zur Verfügung steht, schaffen es in der Regel nur die stärksten und schönsten Verehrer, mehrere Damen für sich zu gewinnen. Auf diese Weise geben sie einer möglichst großen Nachkommenschaft ihre erfolgversprechenden Gene weiter – der harte Kampf um die meisten Weibchen kann bald von Neuem beginnen. Doch obwohl die Männchen mit ihrer genetischen Mitgift für die nächste Generation viel weniger geizen müssen als die Weibchen, denen eine nur begrenzte Zahl von Eizellen für eine Befruchtung zur Verfügung steht, sind auch die Guppy-Damen offenbar daran interessiert, sich mit möglichst vielen Verehrern zu paaren.

Die Biologen Jonathan Evans und Anne Magurran von der University of St Andrews fragten sich deshalb, warum es sich auch für die weiblichen Zahnkarpfen lohnt, mehr Zeit für die Partnersuche und Paarung einzusetzen anstatt der Nahrungssuche nachzugehen oder sich um die Nachkommen zu kümmern und darauf zu achten, nicht selbst gefressen zu werden. Indem sie die Rolle eines Ehestifters spielten, fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich Promiskuität auch für die Fischdamen lohnt (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 22. August 2000, Abstract).

Die Forscher führten hierzu insgesamt 76 Verkupplungsversuche mit Männchen und jungfräulichen Weibchen durch. Danach isolierten sie die Weibchen und beobachteten die Dauer der Schwangerschaft sowie das Verhalten des Nachwuchses. Im Vergleich zu den Fischdamen, die sich mehrmals mit nur einem Männchen paarten, brachten Weibchen, die sich im Schnitt mit vier Männchen paarten, 73 Prozent mehr Junge zur Welt. Aber auch die Tragzeit der lebendgebärenden Fischweibchen war um 20 Prozent kürzer, wenn sie sich zuvor mit mehreren Verehrern gepaart hatten. Die Promiskuität ihrer Eltern schien sich jedoch auch positiv auf die Nachkommen auszuwirken. Sie lernten schneller, in einer Formation synchron zu schwimmen und ließen sich auch deutlich schlechter fangen als ihre Artgenossen von monogamen Eltern. Unter natürlichen Begebenheiten hätten die Fischlein so bessere Überlebenschancen.

Die Biologen vermuten aufgrund ihrer Ergebnisse, dass die freizügigeren Weibchen bessere Chancen haben, auf ein Männchen zu treffen, dass eine größere Anzahl funktionsfähiger Spermien besitzt. Denn schließlich muss nicht jedes Männchen in der Lage sein, auch alle vorhandenen Eizellen zu befruchten. Ferner nehmen die Forscher an, dass ein Weibchen die Reifezeit der Eier kontrollieren kann. Dadurch könnte sie die Befruchtung in der Hoffnung verzögern, dass sie noch einen besseren Vater für ihre Jungen findet.

"Die Unterschiede in der Nachkommenschaft von ein- zu mehrfach verpaarten Weibchen sind erstaunlich", meint Anne Houde, Biologin vom Lake Forest College in Illinois. Die Forscherin mahnt aber gleichzeitig, dass es noch nicht erwiesen sei, ob sich die gleichen Vorteile für promiskuitive Weibchen auch unter natürlichen Bedingungen ergeben, wo weitere Verhaltensweisen für die Paarung eine Rolle spielen.

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