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Vakzine: Allerwelts-Desinfektionsmittel verbessert Impfstoffe

Polio virus

Ein guter Impfstoff muss zwei Voraussetzungen erfüllen: Er sollte zum einen selbst harmlos sein und zum anderen möglichst viele Äußerlichkeiten des Erregers, gegen den er das Immunsystem wappnet, möglichst perfekt abbilden: So können die durch ihn hervorgekitzelten Antikörper eine echte Infektion später treffsicher und effektiv bekämpfen. Die so genannten "attenuierten Lebendimpfstoffe" erfüllen beide Anforderungen gut: Sie bestehen im Wesentlichen aus intakten Erregern, deren Infektionsfähigkeit allerdings bis zur völligen Harmlosigkeit abgeschwächt wird. Das Rezept, das sie unschädlich macht und zugleich äußerlich intakt lässt, kann aber noch perfektioniert werden, zeigen nun US-Mediziner.

Die Forscher um Mark Slifka von der Oregon Health & Science University in Beaverton belegen dies an verschiedenen RNA- und DNA-Viren: Zunächst haben sie die Erreger mit Wasserstoffperoxid behandelt und dann Mäuse damit geimpft. In diesen Experimenten erwiesen sich die Vakzine als sehr geeignete Impfstoffe: Sie kurbelten – wie erprobte Lebendimpfstoffe – das Immunsystem zur Produktion der rasch wirkenden zytotoxischen T-Zellen sowie von nachhaltig wirksamen neutralisierenden Antikörpern an, die sich gegen verschiedene Antigene der Viren richten. Geimpfte Tiere waren anschließend auch gegen eine sonst tödliche Infektion mit den Wildtyperregern immun, der Impfstoff selbst war aber stets harmlos.

Das von ihnen eingesetzte Wasserstoffperoxid hat Vorteile gegenüber anderen Reagenzien, die derzeit eingesetzt werden, um Lebendimpfstoffe vor der Verabreichung unschädlich zu machen, betonen die Forscher: So muss es anders als die gängigsten Stoffe Formaldehyd oder Beta-Propiolacton nur sehr kurz einwirken, um die Erbsubstanz des Virus nachhaltig zu zerstören. Zudem verändere es – trotz seiner starken oxidierenden Wirkung – dabei aber kaum die vom Immunsystem als Antigene erkannten Oberflächenmerkmale des Virus. Offenbar hatte dies niemand für möglich gehalten und H2O2 – ein vergleichsweise billiges und leicht verfügbares Desinfektinsmittel – bislang nie zu diesem Zweck getestet, so Slifka und Kollegen.

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