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Lehrfilm: Als Shell noch vor dem Klimawandel warnte

1991 war noch keine Lobbyarbeit angesagt: In einem Lehrfilm erklärte der Ölkonzern minutiös die Dramatik des zu erwartenden Klimawandels.
Fossile Energiewirtschaft

Journalisten des niederländischen Magazins "De Correspondent" und des britischen "The Guardian" haben einen Lehrfilm des Ölkonzerns Shell ausfindig gemacht. Darin warnte das Unternehmen vor den dramatischen Auswirkungen des durch steigende CO2-Konzentrationen ausgelösten Klimawandels.

Es gebe einen "außergewöhnlichen Konsens unter Wissenschaftlern" in dieser Frage. Schon jetzt müssten Gegenmaßnahmen ergriffen werden, selbst wenn der letzte Beweis für die Schädlichkeit hoher Kohlendioxidkonzentrationen noch ausstehe. Das 28-minütige Video schildert eindringlich, dass es durch die Erwärmung zu einer Zunahme extremer Wettereignisse, zu Hungersnöten und Überschwemmungen und infolgedessen auch zu Massenwanderungen kommen dürfte.

© The Guardian
Ausschnitte aus "Climate of Concern"
Den Film in voller Länge sehen Sie auf den Seiten von "De Correspondent".

Die Prognosen deckten sich weitgehend mit der Entwicklung der letzten 25 Jahre und dem heutigen Kenntnisstand, meint Tom Wigley von der University of East Anglia, dessen Institut laut "De Correspondent" dem Konzern bei der Erstellung des Films geholfen hat. Auch die Lösungen, die in dem Film genannt werden – der Umstieg auf erneuerbare Energien sowie der Verzicht auf fossile Energieträger –, entsprechen den heute immer noch propagierten Maßnahmen zur Eindämmung der Erwärmung.

Bereits einige Jahre vor Produktion des Films hatte ein als vertraulich eingestufter interner Bericht die Auswirkungen des steigenden Kohlendioxidgehalts analysiert. In dem Dokument aus dem Jahr 1986 warnen Mitarbeiter des Konzerns vor "schnellen und dramatischen Veränderungen". Ein ähnlicher Bericht aus dem Hause Exxon ist 2015 aufgetaucht. Beide Studien belegen, dass die Mineralölkonzerne schon vor über einem Vierteljahrhundert um die Bedrohungen durch zu viel CO2 wussten.

Doch weder Exxon noch Shell ließen sich von den eigenen Erkenntnissen zu einer umwelt- und gesellschaftsfreundlichen Unternehmenspolitik verleiten: Wie "De Correspondent" detailliert ausführt, engagierte sich Shell stattdessen über viele Jahre in Lobbygruppen wie der Global Climate Coalition, die Zweifel an der Existenz des Klimawandels säen sollte. Zwar habe der Konzern inzwischen eine Erneuerbare-Energien-Sparte, die spiele jedoch im Gesamtprogramm des Unternehmens anteilsmäßig nur eine sehr untergeordnete Rolle. Vor allem investiert Shell seit Jahren in die Förderung von Schiefergas, obwohl dessen Klimabilanz als besonders ungünstig gilt.

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