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Südafrika: Altsteinzeitler färbten mit Milch

Schon vor fast 50 000 Jahren kannten Menschen offenbar den Nutzen von Milch zur Farbherstellung. Nur: Wer wurde hier eigentlich gemolken?
Buntbock mit Jungtier

Ein unscheinbares steinernes Artefakt aus der Sibudu-Höhle in Südafrika zeigt, dass Menschen bereits in der Altsteinzeit vor fast 50 000 Jahren die Milch von Tieren nutzten: An dem Abschlag haften Reste einer Ockerfarbe, die offenbar mit Milch angerührt wurde. Das bemerkten Wissenschaftler um Paola Villa von der University of Colorado in Boulder, als sie die Zusammensetzung des Farbrests mit chemischen Methoden analysierten.

Mahlstein zum Herstellen von Ockerpulver | Ocker kam bei unseren Vorfahren in allen möglichen Bereichen zum Einsatz ,- die Herstellung von Pulvern, die sich zum Beispiel mit Fett vermengt auftragen lassen, ist mehr als 200 000 Jahre alt.

Neben Ocker, dem steinzeitlichen Allerweltspigment, hätten sie eindeutige Hinweise auf das Milchprotein Kasein gefunden, berichten die Wissenschaftler. In modernen Farbmixturen dient es als Bindemittel. Ob das Eiweiß für die Menschen damals denselben Zweck erfüllte, ist ungewiss. Möglicherweise hatte die Beimengung des sicher nicht ganz leicht zu beschaffenen Produkts auch rituelle Gründe. Allerdings sind auch Mischungen von Ocker mit anderen Materialien aus der Steinzeit bekannt, die Annahme, dass die Hersteller um die besonderen Vorteile der Substanz wussten und sie gezielt einsetzten, ist also durchaus plausibel.

Der Stein selbst könnte zum Vermischen oder Auftragen der Farbe gedient haben. Seine Lage in den Fundschichten der Höhle, die im Zeitraum von vor 77 000 bis etwa 38 000 Jahren bewohnt war, legt nahe, dass er vor etwa 49 000 Jahren in die Erde gelangte. Freilich stammt er damit aus einer Zeit lange vor der Domestikation von Rindern oder Ziegen, die im südlichen Afrika erst vor ungefähr ein- bis zweitausend Jahren gezähmt wurden.

Nach Meinung der Forscher lässt die chemische Struktur des Kaseins darauf schließen, dass die Milch von einem Rind oder einer Antilope stammte. Vermutlich erlegten die Menschen ein säugendes Muttertier und molken es anschließend. Viele südafrikanische Huftiere sondern sich von der Herde ab, wenn sie ein Junges zu versorgen haben, und könnten so zur leichten Beute für erfahrene Jäger werden, erklären die Forscher. In jedem Fall zeige die Studie, dass bereits lange vor dem Beginn der Viehzucht die Menschen mit Milch hantierten und zumindest einige ihrer nützlichen Eigenschaften kannten.

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