Direkt zum Inhalt

Boaty McBoatface: Angst vor der eigenen Lächerlichkeit

Die Öffentlichkeit stimmt mit überwältigender Mehrheit dafür, ein Forschungsschiff Boaty McBoatface zu taufen - doch Politik und Wissenschaft wehren sich. Warum eigentlich?
Neues britisches Forschungsschiff

Das Natural Environment Research Council, dem unter anderem auch die britische Antarktisforschung untersteht, hat ein Luxusproblem. Es bekommt nicht nur ein neues Polarforschungsschiff für rund 250 Millionen Euro, auch der Namenswettbewerb rund um das neue Schmuckstück hat große Aufmerksamkeit und Euphorie generiert. Der Mehrheitsbeschluss allerdings erweist sich als ein bisschen sehr unkonventionell: Die meisten Stimmen entfielen auf den Publikumsliebling Boaty McBoatface. Jetzt streiten die Fachleute, wie man sich am besten aus der Affäre zieht.

Einige gute Argumente sprechen dafür, den Namen zu übernehmen: Die Abstimmung ist nun mal so ausgegangen, und das dürfe man nicht einfach beiseitewischen. Außerdem hätten etwas alberne Namen durchaus Tradition in Seefahrt und Forschung, und allein die Benennung würde auch in Zukunft gesteigerte Aufmerksamkeit sicherstellen. Dennoch ließ der britische Minister für Universitäten und Wissenschaft, Jo Johnson, verlauten, die Regierung wünsche einen Namen, "der zur Mission passt und den Geist wissenschaftlicher Forschung einfängt".

Das lässt einigen Raum zur Interpretation ("It's bloody cold here" war ebenfalls ein beliebter Namensvorschlag) – deutet allerdings darauf hin, dass die Wahl wieder einmal auf einen heroischen Tiernamen oder mindestens eine mehr oder weniger verdiente Figur aus der britischen Vergangenheit fällt. Warum das so sein sollte, darüber schweigen sich selbst die Befürworter eines anderen Namens hartnäckig aus: Nicht Boaty McBoatface zu wählen, würde das mühsam gewonnene Interesse an dem Schiff nicht verringern, werden Fachleute zum Beispiel im "Guardian" zitiert. Inwiefern das ein Argument für ursprüngliche Vorschläge wie "Shackleton" oder "Falcon" liefert, ist offen. Es bleibt der Verdacht, dass die Sehnsucht nach einem ernsthaften Namen vor allem mit der Angst vor der eigenen Lächerlichkeit zu tun hat.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.