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Streit um Human Brain Project: Annäherung in Trippelschritten

Ein offener Brief hatte den Streit um das Milliardenprojekt eskalieren lassen. Jetzt gehen die Forscher offenbar ganz vorsichtig aufeinander zu.
Hirnstimulation

Die über die Ausrichtung des "Human Brain Project" (HBP) zerstrittene Forschergemeinde nähert sich "in Trippelschritten" aneinander an, heißt es in einem Beitrag auf der Website des Fachmagazins "Nature". Zuletzt hatten über 150 Neurowissenschaftler in einem offenen Brief ihren Unmut mit dem Megaprojekt bekundet und gedroht, das HBP zu boykottieren. Über 400 weitere Forscher hatten sich ihnen angeschlossen.

Nun reagieren die Europäische Kommission – die federführende Fördereinrichtung bei diesem "Flaggschiff"-Projekt – und die Führungsriege mit einem vierseitigen Antwortschreiben.

Zunächst hatte die EU-Kommission auf Nachfragen von "Nature" offenbar abgewiegelt. Divergierende Meinungen seien bei einem Großprojekt nicht unüblich, und man könne noch nicht über den Erfolg eines erst seit neun Monaten laufenden Projekts befinden, teilte die EU-Kommission der Zeitung mit.

Wie sich nun herausstellt, gab es jedoch am Tag der Veröffentlichung des Protestbriefs ein erstes Treffen der Konfliktparteien. Einer ungenannten Quelle zufolge sei dabei ein vorsichtiger "erster Anfang zu Diskussionen über einige der Punkte" gemacht worden. In dem nun veröffentlichten Statement der HBP-Führungsriege heißt es, die Unterzeichner des offenen Briefs hätten "wichtige Bedenken über das Projekt" geäußert. Konkrete Änderungsversprechen werden allerdings nicht gegeben, sondern auf eine "Evolution der Projektführung" in der nächsten Projektphase verwiesen.

Bei dem durch die EU geförderten Unternehmen soll bis zu eine Milliarde Euro an Fördergeldern fließen. Ziel des Projekts ist es, das komplette menschliche Gehirn mit Hilfe eines Supercomputers zu simulieren. Der Streit entzündete sich unter anderem daran, dass der Bereich kognitive Neurowissenschaft aus der kommenden Projektphase ausgegliedert wurde. Viele Hirnforscher zweifeln allerdings auch grundsätzlich an den Erfolgsaussichten des Unterfangens. Es drohe neben Geldverschwendung auch ein Imageverlust.

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