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Ökologie: Artenvielfalt verteidigt Schnecken gegen Würmer

Der Artenreichtum eines Ökosystem könnte Menschen auch vor Krankheiten schützen, wie Forscher am Beispiel des Saugwurms zeigen, der die zweithäufigste Tropenkrankheit Bilharziose verursacht. Der zwischen Schnecken und dem Menschen wechselnde Pärchenegel Schistosoma mansoni infiziert demnach seinen menschlichen Endwirt weniger effizient, wenn die von den Jugendstadien des Schmarotzers attackierte Schneckenpopulation vielfältig ist, berichten Pieter Johnson von der University of Colorado und seine Kollegen.

Lebenszyklus von Schistosoma mansoni | Der Bilharzioseerreger Schistosoma mansoni, auch Pärchenegel genannt, muss als aus dem Ei geschlüpfte Larve ("Miracidium") zunächst in eine bestimmte Zwischenwirt-Schneckenart eindringen. Dort entwickelt er sich weiter zur Zerkarie und bohrt sich durch die Haut von Menschen, die sich in larvenhaltigen Gewässern aufhalten.
Die Wissenschaftler hatten den Erfolg des Parasiten in unterschiedlichen Gemeinschaften von Süßwasserschnecken getestet. Der geschlüpfte junge Saugwurm ist hier zunächst darauf angewiesen, in Schnecken der Art Biomphalaria glabrata einzudringen, um dort zum zweiten, auch für Menschen infektiösen Jugendstadium zu reifen. Johnson und Co stellten fest, dass der Wurm insgesamt bis zu 50 Prozent weniger seiner Wirtsschnecken infizierte, wenn sich zudem gleichzeitig noch zwei weitere Schneckenarten in der Umgebung aufhielten. Auch diese beiden Weichtierspezies litten dann weniger stark an den für sie typischen eigenen Saugwurmparasiten.

Insgesamt produzierten die Pärchenegel in Systemen mit mehr Schneckenarten am Ende stets weniger infektiöse Stadien, zählten die Wissenschaftler aus. Eine höhere Vielfalt scheine demnach den Erfolg des Lebenszyklus von Parasiten zu beeinflussen, schlussfolgern die Forscher.

Möglicherweise sorgen mehr Schneckenarten im Gewässer dafür, dass die jungen Saugwurmlarven abgelenkt werden und insgesamt seltener in ein passendes Weichtier eindringen können. Zudem könnten die Konkurrenz der Schnecken untereinander dafür sorgen, dass sie schlechter ernährt sind und dadurch auch weniger Parasiten versorgen und reifen lassen können, spekulieren die Forscher. In freier Wildbahn dürfte das System noch vielen weiteren dynamischen Einflüssen unterliegen. (jo)

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  • Quellen
Johnson, P. et al.: Community diversity reduces Schistosoma mansoni transmission, host pathology and human infection risk. In: Proceedings of the Royal Society B 10.1098/rspb.2008.1718, 2009.

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