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ALMA-Observatorium: Warum ist es am kältesten Ort des Alls so kalt?

Der Bumerangnebel verblüfft Wissenschaftler seit Jahrzehnten. Nun glauben Sternenforscher das Geheimnis der bizarren Region gelüftet zu haben.
Kälter geht es kaum noch - der Bumerangnebel

Forscher bezeichnen ihn als den kältesten Ort im Universum: Der Bumerangnebel hat eine Temperatur von minus 272 Grad Celsius – damit liegt er nur ein Grad Celsius über dem absoluten Temperaturnullpunkt und knapp zwei Grad unter der Temperatur, die der Kosmos normalerweise hat. Nun haben Astronomen mit Hilfe von Daten des ALMA-Observatoriums in Chile eine genaue Karte der extrafrostigen Gegend erstellt. Damit können die Forscher genauer als bisher rekonstruieren, was genau den Bumerangnebel einst hervorgebracht hat.

In der Vergangenheit dachten Wissenschaftler, dass ein kollabierender Stern einst das Gas des Nebels mit gewaltiger Geschwindigkeit ins All schoss. Laut den Gesetzen der Thermodynamik kühlt ein expandierendes Gas ab, was die verblüffend geringe Temperatur prinzipiell erklären könnte. Aber mancher Forscher hat seit Längerem Zweifel daran, ob ein einzelner Stern Materie auf die für die Abkühlung nötige Geschwindigkeit beschleunigen kann. Das Gas des Nebels, der auf ersten unscharfen Aufnahmen in den 1980er Jahren wie ein Bumerang aussah, entfernt sich mit bis zu 170 Kilometern in der Sekunde.

Die Details der neuen Karte sützten nun eine leicht modifzierte Theorie, berichtet der "New Scientist". Demnach ging der Nebel aus zwei sich eng umkreisenden Sternen hervor, von denen einer deutlich größer war als sein Partner. Eines Tages ging dem Riesen der stellare Brennstoff aus, weshalb er immer weiter anschwoll. Bald war er so groß, dass er seinen kleineren Begleiter verschluckte, der zunächst innerhalb der Gashülle des Sterns weiter um dessen Kern rotierte. 1000 Jahre, bevor die nun beobachtete Strahlung ausgesandt wurde, stürzte der Partner ins Zentrum des Riesen. Beim Crash wurde das umgebende Gas mit enormer Wucht fortgeschleudert.

Mit Hilfe der Submillimeterstrahlung, welche die Antennen von ALMA auffingen, präsentieren die Forscher auch eine Erklärung für die Sanduhrenform des Nebels. Offenbar umgibt seine Hüfte ein Gürtel aus größeren Staubkörnern, die langsamer expandieren als das leichtere Gas in vertikaler Richtung.

Der sterbende Stern im Zentrum der 4900 Lichtjahre entfernten Region wird wohl noch länger Material ins All schießen. Sobald er all sein Gas verschossen hat, kollabiert er vermutlich zu einer kompakten Sternleiche. Zurück bleibt dann ein noch größerer Nebel. Dieser dürfte sich mit der Zeit so weit erwärmen, dass die Region ihren Titel als kältester Ort im All verlieren wird.

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