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Magnetsinn-Molekül: Auch Hunde und Primaten haben es

Können Hunde oder Orang-Utans das Erdmagnetfeld erspüren? Der Fund eines Moleküls legt das jetzt nahe. Vielleicht steckt es sogar uns im Auge.
Magnetsinn im Hundeauge?

Bei Vögeln sitzt ein Teil ihres Magnetsinns direkt im Auge, genauer gesagt in jenen Zapfen der Netzhaut, die für den blauen und den UV-Bereich zuständig sind. Hier ist ein Molekül mit dem Namen Cryptochrom 1a aktiv. Es hilft den Tieren wohl bei der Orientierung am Erdmagnetfeld.

Doch Vögel sind nicht die Einzigen, die es besitzen. Wie Forscher um Christine Nießner vom MPI für Hirnforschung herausfanden, taucht eine nah verwandte Form des Proteins ebenfalls in der Netzhaut von manchen Säugetieren auf. Fündig wurden sie bei bestimmten hundeartigen Raubtieren, neben Hunden und Wölfen unter anderem auch bei Bären, Füchsen und Dachsen sowie bei manchen Primaten, etwa dem Orang-Utan.

Menschliche Netzhäute haben sie nicht untersucht. Doch die Tatsache, dass das Protein bei so nah verwandten Arten erhalten ist, lässt seine Existenz im menschlichen Auge immerhin möglich erscheinen. Ob es bei uns, den Hunden oder den Orang-Utans dieselbe Rolle in der Magnetwahrnehmung spielt beziehungsweise spielen würde wie bei den Vögeln, ist außerdem noch völlig offen. Vögeln zeigt es die Neigung der Feldlinien des Erdmagnetfelds an, die grob vom Breitengrad abhängig sind.

Forscher fanden bereits vereinzelt Hinweise darauf, dass sich auch Säugetiere am Magnetfeld orientieren. So zum Beispiel Füchse, denen dies beim finalen Beutesprung helfen könnte. Oder – laut einer umstrittenen Studie – sogar Kühe. Diese verfügen allerdings nicht über das Cryptochrom-Molekül im Auge, zeigt die aktuelle Studie. Und ebenso beim Menschen wollen Wissenschaftler bereits einen versteckten Magnetsinn entdeckt haben.

Nießner und Team setzen für ihre Suche ein spezielles Sensormolekül ein. In der freipräparierten Netzhaut der Tiere heftete es sich an die entsprechende Säugetiervariante des Proteins, genannt Cryptochrom 1, und färbte sie an. Das Molekül tritt bekanntermaßen auch bei der Steuerung der inneren Uhr in Erscheinung. Da es jedoch im Auge nachweislich in den lichtempfindlichen Außensegmenten der Zapfenzellen auftaucht, halten die Forscher eine wie auch immer geartete Rolle in der Wahrnehmung für wahrscheinlicher.

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