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Tierversuche: Auch Krabben leiden unter Schmerzen

Schon unter Menschen ist Schmerz schwer zu definieren, weil er sehr subjektiv empfunden wird. Wie will man ihn dann bei unverständigen Wesen wie Krebsen überhaupt erkennen?
Strandkrabbe

Viele Tiere fühlen Schmerzen und leiden unter ihm wie der Mensch – einigen, vor allem einfach organisierten Organismen sprechen manche Wissenschaftler das Schmerzempfinden jedoch ab. Dazu gehören zum Beispiel Fische, aber auch Wirbellose wie Krebstiere oder Insekten: Sie würden zwar Vermeidungsreaktionen etwa beim Kontakt mit heißem Wasser oder Feuer zeigen, "Schmerz" sei dies allerdings nicht. Zur Begründung führen sie an, dass diesen Tieren die typischen Hirnregionen fehlen, in denen sich zum Beispiel beim Menschen Schmerzen manifestieren – als eine physiologische Stressreaktion beim Kontakt mit wahrscheinlich schädlichen Reizen. Tatsächlich, meinen nun die Schmerzforscher Robert W. Elwood und Laura Adams, sind genau diese Reaktionen aber auch bei Wirbellosen zu messen. Somit können etwa Krabben durchaus Schmerzen erleiden.

Die Wissenschaftler von der University of Belfast hatten in Experimenten die unterschiedlichen Reaktionen von 40 Gemeinen Strandkrabben (Carcinus maenas) näher untersucht, die in der Summe je nach Definition "Schmerz" ausmachen. Dazu gehören neben dem Vermeiden einer mit dem unangenehmen Reiz assoziierten Situation auch physiologische Signale des Organismus wie das plötzliche Freisetzen von Stresshormonen. Die Experimentatoren verteilten nun Elektroschocks in die Beine der Tiere und beobachteten, wie daraufhin einige Krabben die Arena zu verlassen suchten. Alle geschockten Tiere aber schütteten im Vergleich zu in Ruhe gelassenen Kontrolltieren Milchsäure in ihre Hämolymphe – was die Forscher als eindeutiges Stresssignal interpretieren. Dies rechtfertige nun, auch bei Krabben von "Schmerz" zu sprechen.

Ähnliche Reaktionen hatten andere Forscher übrigens schon bei Flusskrebsen gefunden: Diese Zehnfußkrebse schütten bei Stress vermehrt Serotonin aus, was unter anderem ihr Verhalten verändert. Serotoningesättigt sind sie zum Beispiel schneller bereit, Risiken einzugehen, etwa sich in hell beleuchtete Äste eines Labyrinths zu begeben. Zudem stößt Serotonin bei den Krebsen auch eine Stoffwechselkaskade an, die unter anderem zur Freisetzung von Glukose und Milchsäure führt. Hier könnte also ein Zusammenhang zu der vermehrten Milchsäureausschüttung bei Krabben zu finden sein, spekulieren Elwood und Adams. Dies müsse aber noch genauer untersucht werden.

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