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News: Ausgetrickst

Das neue Krebsmedikament Glivec hatte große Hoffnungen geweckt, da es in über 90 Prozent der Fälle von chronischer myeloischer Leukämie die Zahl der weißen Blutkörperchen wieder normalisierte. Doch leider schlägt das Mittel nicht bei allen Patienten an. Manchmal wehren sich die Tumorzellen durch eine Verdopplung des Zielenzyms oder bauen eine Punktmutation in das entsprechende Gen ein. Abhilfe könnte die Kombination mehrerer Präparate bringen.
Das Krebsmedikament STI-571, auch bekannt als Glivec, gilt als Vorbote einer neuen Generation von Designermedikamente gegen Krebs, die gerichtet das krankmachende Enzym BCR-ABL, eine Kinase, angreifen und so weniger Nebenwirkungen auslösen. In früheren Studien begeisterte die Wirkung die Fachwelt, denn mehr als 90 Prozent der Leukämiekranken, die sich in der frühen Phase des Blutkrebses befanden, reagierten positiv auf die Behandlung. Die Zahl ihrer weißen Blutkörperchen normalisierte sich und die Krankheit kam zum Stillstand.

Doch leider wirkt das Mittel nicht bei allen gleich gut. Manche Fälle fortgeschrittener Leukämie sind resistent gegen die Therapie. Zwar erlangen auch diese Patienten manchmal die Remission, jedoch hält dieser Zustand nicht lange an. In 80 Prozent dauert die hoffnungsvolle Phase nur ein Jahr, danach produziert ein spezielles Gen wieder zu viel Kinaseprotein und aktiviert darüber das Wachstum der Krebszellen. Nun hat eine neue Studie der University of California in Los Angeles den Grund für den Widerstand offengelegt.

Das von Charles Sawyers geleitete Team untersuchte Gewebeproben von elf Patienten, denen Glivec nicht dauerhaft helfen konnte. Hier entdeckten sie in sechs Betroffenen eine Punktmutation in dem BCR-ABL-Gen, welche das entsprechende Protein so veränderte, dass es dem Medikament entwischen konnte. Gleichzeitig behielt es aber seine aktivierende Wirkung, mit der Folge, dass das Tumorwachstum wieder angekurbelt wurde. Drei Patienten zeigten einen anderen trickreichen Weg des Proteins, den Fängen der Designertherapie zu entkommen. Hier lag das Gen in Extrakopien vor und überschwemmte so die Zellen mit der Kinase. Mit diesem Überangebot konnte Glivec nicht fertig werden.

Für die Wissenschaftler sind diese Ergebnisse ermutigend. Statt Veränderungen auf breiter Front, betreffen die Resistenzen nach wie vor nur das Kinase-Gen. So hoffen sie, durch Kombination mehrerer Kinase-Hemmer den Angriff auf das Protein verstärken zu können. Denn das Protein sollte nicht in der Lage sein, gleichzeitig gegen alle Medikamente widerstandsfähig zu werden. Und auch eine Verbesserung von Glivec könnte Erfolg bringen.

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  • Quellen
Sciencexpress 10.1126/science.1062538 (21. Juni 2001)

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