Direkt zum Inhalt

Darmflora: Bakterien und Antibiotika gefährden Koalas doppelt

Koalas sind bedroht - auch durch eine fiese Geschlechtskrankheit. Doch deren Behandlung hat ebenfalls ihre Tücken und bisweilen tödliche Folgen.
Koala

In Australien grassiert momentan eine Geschlechtskrankheit. Betroffen sind davon aber nicht Menschen, sondern die wahren Sympathieträger des Kontinents: die Koalas. Viele der Beuteltiere haben sich mit Chlamydien infiziert, und zwar mit einem besonders aggressiven Stamm, der sogar zum Tod führen kann. Rettung verspricht jedoch auch eine Behandlung mit Antibiotika nicht unbedingt, so Katherine Dahlhausen von der University of California in Davis und ihre Kollegen in »PeerJ«. Chlamydien werden durch Geschlechtsverkehr übertragen, eine Infektion ist für Koalas äußerst schmerzhaft. Junge Tiere stecken sich zudem oft über eine »Papp« genannte spezielle Kotform an, die Mütter an ihre Kinder verfüttern: Damit soll der Nachwuchs bestimmte Mikroben aufnehmen, durch die Eukalyptus besser verdaulich ist. Mindestens die Hälfte aller Koalas sind mit Chlamydien infiziert, vermuten Wissenschaftler.

Manche der Infektionen enden tödlich, häufiger sind jedoch Entzündungen des Harntrakts, Blindheit und Unfruchtbarkeit – was angesichts schrumpfender Wildbestände problematisch für die Art ist. Ein wirksamer Impfstoff wird gerade entwickelt, steht aber noch nicht für den Masseneinsatz zur Verfügung. Kranke Tiere werden daher mit einer Antibiotikakur behandelt. Diese kann allerdings ebenfalls verheerende Nebenwirkungen haben, wie Dahlhausen und Co zeigen: Sie hatten mehr als 140 Kotproben von elf medizinisch versorgten Koalas untersucht, die entweder die Antibiotikadosen erhalten hatten oder nur symptomatisch kuriert wurden.

Besonders interessierte die Forscher das Bakterium Lonepinella koalarum, das als Teil des Mikrobioms Tannine aus der Nahrung aufspaltet und so die Verdauung der Tiere unterstützt. Tannine finden sich in großer Menge in Eukalyptusblättern, der Hauptnahrung der Koalas. Unzureichend abgebaut schaden sie dem Organismus. Fehlt Lonepinella koalarum im Darm, können die Koalas sogar verhungern, so Dahlhausen und ihr Team. Die Antibiotikakur bringt Veterinäre also in eine Zwickmühle, denn bislang gibt es keine für Koalas geeigneten Medikamente, welche Chlamydien bekämpfen und zugleich das Mikrobiom intakt lassen. Eine Alternative wären womöglich Stuhltransplantationen von gesunden Koalas nach der Behandlung. Doch das ist bislang ebenfalls nur unzureichend getestet.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.