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Notfallmedizin: Beatmung mit reinem Sauerstoff beeinflusst Hirnaktivität

Wiederbelebungsmaßnahmen mit reinem Sauerstoff können zu einer übertriebenen Aktivität bestimmter Hirnregionen führen, warnen US-amerikanische Mediziner. Sinnvoller wäre es, dem Sauerstoff Kohlendioxid beizumischen.

Ronald Harper und seine Kollegen von der Universität von Kalifornien in Los Angeles und seine Kollegen hatten 14 Kinder im Alter zwischen 8 und 15 Jahren für zwei Minuten hundertprozentigen Sauerstoff einatmen lassen und dabei die Hirnaktivität mittels funktioneller Magnetresonanztomografie gemessen. Dabei zeigten sich vor allem erhöhte Aktivitäten im Hypothalamus, in der Insula sowie im Hippocampus. Atmeten die Probanden danach ein Gemisch aus 95 Prozent Sauerstoff und 5 Prozent Kohlendioxid, beruhigten sich die Hirnareale wieder.

Da der Hypothalamus über Hormone das Herz-Kreislauf-System und die Atmung kontrolliert, vermuten die Wissenschaftler, dass die gesteigerte Aktivität die Leistungsfähigkeit des Herzens beeinträchtigt. Schon länger ist bekannt, dass eine Beatmung mit reinem Sauerstoff paradoxerweise die Sauerstoff-Versorgung mancher Organe vermindern kann: Durch eine erhöhte Atemfrequenz sinkt der Kohlendioxid-Gehalt im Blut, was wiederum eine Verengung der Blutgefäße auslöst. Harper empfiehlt daher, insbesondere Kinder mit einem Sauerstoff-Kohlendioxid-Gemisch zu beatmen.

Hunderprozentiger Sauerstoff wird häufig bei akuter Atemnot, nach einem Schlaganfall oder bei Neugeborenen mit noch nicht ausgereiften Lungen eingesetzt. Unter erhöhtem Druck gilt Sauerstoff jedoch als toxisch. Viele Krankenhäuser in Europa setzen inzwischen verstärkt normale Luft zur Notfallbeatmung ein – also ein Gemisch aus 21 Prozent Sauerstoff und 78 Prozent Stickstoff. Kohlendioxid ist hier nur in Spuren (0,035 Prozent) enthalten. (aj)

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