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Organische Zersetzung: Bei New York hat sich ein Misthaufen selbst entzündet

In den USA herrscht regional gerade eine große Hitzewelle. Sich selbst entzündende Misthaufen kann die Feuerwehr deshalb nicht gebrauchen. Doch warum brennt der Mist überhaupt?
Misthaufen können sich selbst entzünden

Es herrscht Sommerloch – und Teile der USA ächzen unter einer Hitzewelle. Unter diesen Umständen schaffen es brennende Misthaufen auch in die renommierte "Washington Post". Auf der einen Seite handelt es sich dabei natürlich um den berühmten Sack Reis, auf der anderen Seite verbirgt sich dahinter jedoch auch ein interessantes biologisch-physikalisches Phänomen, von dem auch hier zu Lande Landwirte und Hobbygärtner betroffen sein können: die spontane Selbstentzündung organischen Materials. Feuer benötigt nur die drei Zutaten Hitze, Brenn- und Sauerstoff, sind alle drei ausreichend vorhanden, ist nicht einmal ein Zündholz nötig, um den Brand zu entfachen. Das war auch in dem kleinen Ort Throop bei Syracuse im Bundesstaat New York der Fall.

Im Pferdemist wimmelt es von mikrobiellem Leben, welches das organische Material zersetzt. Dabei wird Wärmeenergie frei, die die Mischung aus Kot und Stroh aufheizt. Das Material wurde unter offenem Himmel gelagert, so dass die sommerliche Wärme ebenfalls ihren Beitrag zum Temperaturanstieg beitrug. Gleichzeitig verdunstete dadurch die Feuchtigkeit im Haufen, die zuvor die Erwärmung dämpfte und einen gewissen Brandschutz leistete. Ohne diesen Puffer und mit Hilfe der gewährleisteten Durchlüftung des Haufens – Sauerstoff! – stiegen die Temperaturen im Inneren rasch auf Werte zwischen 150 und 200 Grad Celsius. Die Hitze setzt weitere chemische Reaktionen in Gang, die letztlich dafür sorgen, dass ein Feuer wie in Throop ausbricht. Pferdemist scheint ein besonders geeigneter Kandidat für Verbrennungsprozesse zu sein, wie eine schwedische Studie 2009 festgestellt hat, vor allem wenn darin Heu oder Sägemehl vorhanden sind.

Heikel wurde die Situation in Throop vor allem, weil die Vegetation der Umgebung völlig ausgetrocknet war, weshalb die Feuerwehr ein Übergreifen der Flammen fürchtete. Nachdem der Besitzer der Stallungen erwähnte, es käme häufiger zu Selbstentzündungen, wurde er ermahnt, er solle für sofortige Abhilfe sorgen. Selbstentzündungen sind sogar im eigenen Garten möglich, wenn sich Komposthaufen oder Biotonnen zu stark aufheizen. Auch wenn Heu zu feucht eingelagert wird, kann es zu Bränden kommen. Ins Reich der Fabel gehört dagegen die spontane Selbstentzündung von Menschen: Diese urbanen Legenden beruhen auf Funden verbrannter Leichen, bei denen keine äußeren Einflüsse erkennbar waren. Unsere Organe erhitzen sich normalerweise nicht spontan auf bis zu 300 Grad Celsius, um einen Brand auszulösen. In den meisten Fällen von angeblicher spontaner menschlicher Selbstentzündung konnten nachvollziehbare äußere Faktoren ermittelt werden.

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