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Fischereibiologie: Beleuchtete Netze schrecken Schildkröten ab

Suppenschildkröte
Schildkröte im Netz | Eine Schildkröte hat sich im Stellnetz verfangen: Naturschützer machen die Verluste durch Beifang mit dafür verantwortlich, dass sich gefährdete Populationen schlecht erholen.

Delfine, Haie, Seevögel und viele andere Arten mehr sterben als "Beifang" in Fischernetzen. Gerade in der küstennahen Fischerei geraten auch Schildkröten in die tödliche Falle. Naturschützer sehen darin einen Grund, warum sich gefährdete Populationen so schlecht erholen. Eine Möglichkeit, den Schildkrötenbeifang zu reduzieren, stellen offenbar beleuchtete Netze dar.

John Wang von der University of Hawaii und seine Kollegen experimentierten mit Leuchtdioden, die UV-Licht abgeben, da manche Schildkrötenarten Wellenlängen im Bereich von 300 bis 400 Nanometer wahrnehmen können. Auch einige Fischarten "sehen" im Ultraviolettbereich, gerade die kommerziell interessanten Spezies aber nicht: Sie besitzen sogar UV-absorbierende Verbindungen in ihren Augen, die diese Wellenlängen herausfiltern.

Im Abstand von fünf Metern platzierte LEDs an der Oberleine von Stellnetzen verringerten in einem schildkrötenreichen Gebiet vor Mexiko den mittleren Anteil gefangener Suppenschildkröten (Chelonia mydas) um fast 40 Prozent. Gleichzeitig ging jedoch weder die Fangmenge der Fische noch deren Marktpreis zurück, berichteten kommerzielle Fischer, die die beleuchteten Netze anschließend während ihrer Arbeit einsetzten [1].

UV-LED | LEDs, die ultraviolettes Licht abgeben, schrecken Schildkröten offenbar von Fischernetzen ab. Sie wären eine Möglichkeit, den Beifang zu reduzieren. Gleichzeitig könnten sie die Stellnetzfischerei selektiver machen, da sie auch die Artenzusammensetzung der Fischarten beeinflussen.

Das Team um Wang forscht schon seit einigen Jahren mit Leuchtsignalen an Fischernetzen. So erreichten sie mit grünen LEDs ähnliche und mit chemischen Leuchtstäben sogar noch größere Erfolge, den Schildkrötenbeifang zu reduzieren [2]. Beide Varianten bringen allerdings auch Probleme: Die Leuchtstäbe halten maximal 24 Stunden und enden dann als Müll im Meer. Die LEDs sind heller und ausdauernder, aber in der Erstanschaffung für Fischer derzeit noch sehr teuer.

Wang und seine Kollegen untersuchen mit ihren Experimenten allerdings nicht nur, wie sie den Beifang reduzieren können. Sie beobachten auch, wie sich die Artenzusammensetzung der kommerziell interessanten Fischarten beeinflussen lässt – die Stellnetzfischerei gelte als wenig selektiv, und vielleicht eröffne sich hier eine Möglichkeit für die küstennahe Fischerei, die besser zu steuern, so Wang.

Die Stellnetzfischerei ist auch in Europa heftig umstritten, da sie zahlreiche Opfer unter Schweinswalen und tauchenden Seevögeln fordert. Akustische Warner an den Netzen zeigen zwar Erfolge bei den Walen, doch vermehren sie zusätzlich die Lärmbelastung unter Wasser. Außerdem haben sie keinen Effekt auf die Seevögel. Umweltverbände fordern daher ein Verbot dieser Fangmethode.

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