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Bemannte Raumfahrt: Bemannte Sojus-Flüge werden im November wieder aufgenommen

Ein Progress-Raumfrachter
Nach dem Absturz eines unbemannten russischen Raumfrachters vom Typ Progress am 24. August 2011 stand die gesamte Raumfahrtbranche unter Schock (wir berichteten). Nur rund einen Monat nach der endgültigen Beendigung der Spaceshuttle-Flüge war das einzige Transportmittel zur Internationalen Raumstation ISS ausgefallen, denn die unbemannten Progress-Frachter und die bemannten Sojus-Raumkapseln nutzen praktisch baugleiche Sojus-Trägerraketen. Daher erteilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos zunächst einmal totales Startverbot bis zur Klärung der Fehlerursache und der Flugverkehr zur ISS war bis auf Weiteres abgeschnitten.

Der Fehler konnte nun auf einen defekten Gasgenerator des Triebwerks der dritten Stufe der Sojus-U-Trägerrakete zurückgeführt werden. Der Raketenmotor erhielt zu wenig Treibstoff, entwickelte somit zu wenig Schub, so dass die Kontrollautomatik das Triebwerk nach nur 25 Sekunden Brenndauer vorzeitig abschaltete. Da die Rakete zu dieser Zeit noch viel zu langsam für den Eintritt in eine Erdumlaufbahn war, stürzte die dritte Stufe zusammen mit dem Progress-Raumfrachter 1500 Kilometer nordöstlich des Startplatzes im Altai-Gebiet auf den Erdboden und zerschellte.

Nun soll der nächste Progress-Raumfrachter am 30. Oktober 2011 starten, gefolgt am 14. November von einem bemannten Sojus-Raumschiff mit drei Astronauten an Bord. Allerdings wird die NASA den Flug des Progress-Raumfrachters am 30. Oktober sehr genau verfolgen und erst dann entscheiden, ob ihr Astronaut Dan Burbank am Flug im November teilnehmen darf. Sollte alles nach Plan verlaufen, wird eine Evakuierung der ISS nicht mehr nötig sein. Dies stand ernsthaft zur Debatte, da die Sojus-Raumschiffe in der Erdumlaufbahn nur eine begrenzte Lebensdauer von 210 Tagen haben. Nur so lange garantiert der Hersteller die einwandfreie Funktion der Kapsel. Kommt es bis Mitte November zu keinem Start eines frischen Sojus-Raumschiffs, so müssten aus Sicherheitsgründen die drei letzten Astronauten der ISS-Stammbesatzung Mitte November zur Erde zurückkehren und die ISS auf Fernsteuerung schalten, da sich ihr Raumschiff dem Ende der Garantiedauer nähert.

Am 16. September 2011 werden die ersten drei Astronauten der ISS-Stammbesatzung zur Erde zurückkehren, denn ihre Raumkapsel ist bereits nahe des Ablaufdatums. Sie sollten bereits am 9. September zuückkommen, der Fehlstart des Progress-Raumfrachters führte zu einer Verschiebung ihres Rückflugs. Ursprünglich sollte sich ihre Ersatzmannschaft schon am 22. September auf den Weg zur ISS machen, sie startet nun am 12. November. Somit haben die drei zurückbleibenden Astronauten an Bord der ISS alle Hände damit zu tun, die Raumstation in Betrieb zu halten, für wissenschaftliche Versuche wird nur wenig Zeit sein. Dies wird sich dann Mitte November ändern, wenn wieder die volle Mannschaftsstärke von sechs Astronauten erreicht ist. Am 20. Dezember ist ein weiterer bemannter Sojus-Flug zur ISS geplant.

Tilmann Althaus

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  • Quellen
Roskosmos, 13. September 2011

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