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Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Ein Rendezvous am Sommerhimmel

Jupiter und Venus geben in der zweiten Junihälfte ein attraktives Stelldichein am Abendhimmel. Es reizt zum Beobachten mit dem Feldstecher und ist auch ein reizvolles Fotomotiv.
CubeSats auf interplanetarer Mission
An dieser Stelle möchten wir Ihnen im Abstand von rund zwei Wochen aktuelle Beobachtungstipps bieten. Es geht vor allem um Objekte, die sich mit einem Feldstecher oder einem kleinen Teleskop beobachten lassen. Sie eignen sich somit besonders für Einsteiger in das Thema Himmelsbeobachtung.

Die erste Junihälfte über wurde der Mond immer schmaler, bis am 16. Juni Neumond erreicht ist. Gegen Ende des Monats geht der Erdtrabant immer später unter, so dass uns zumindest die zweite Nachthälfte für die schwächeren Objekte der Sommermilchstraße bleibt.

Am 19. und 20. Juni steht die zunehmende Mondsichel abends sehr fotogen bei den Planeten Venus und Jupiter. In einem Fernglas mit kleiner Vergrößerung kann man alle drei zusammen sehen. Am 28. Juni befindet sich der noch nicht ganz volle Mond bei Saturn. Die beiden kommen sich im Lauf der Nacht immer näher und verschwinden gegen 2:20 Uhr MESZ unter dem Südwesthorizont. Zum Monatsende begegnen sich Venus und Jupiter. Das Rendezvous ist am Abend kurz nach Sonnenuntergang bis etwa 22:30 Uhr MESZ zu beobachten und sehr eng. Venus und Jupiter kommen sich bis etwa zehn Bogenminuten oder 1/6 Grad nahe. In Wirklichkeit trennen beide Himmelskörper zu diesem Zeitpunkt allerdings 830 Millionen Kilometer oder das fünfeinhalbfache der Distanz Erde-Sonne. Obwohl beide Planeten im Teleskop fast gleich groß erscheinen, ist Jupiter ungefähr elfmal so groß wie Venus!

Okularansicht der Begegnung von Jupiter und Venus | Die beiden hellen Planeten Jupiter und Venus kommen sich Ende des Monats Juni am Himmel sehr nahe, sind aber in Wirklichkeit 830 Millionen Kilometer voneinander entfernt.

Nahe dem Sternbild Herkules, das etwa gegen Mitternacht hoch am Himmel steht, ist der Kleinplanet (2) Pallas zu finden. Er ist mit etwa 9,4 mag hell genug für ein kleines Teleskop. Folgen Sie dafür der Verbindungslinie bis zur Mitte zwischen dem Stern Wega in der Leier und dem obersten Stern des Schlangenträgers, Ras Alhague.

Aufsuchkarte für den Kleinplaneten (2)Pallas | Der Asteroid Pallas ist mit einem kleinen Teleskop schön zu sehen. Er befindet sich links unterhalb vom Sternbild Herkules.
Für weitere Informationen über das Geschehen am Nachthimmel im Juni empfehlen wir Ihnen die monatliche Rubrik "Aktuelles am Himmel", die in jedem Heft von "Sterne und Weltraum" erscheint.

Kurz danach steht Pluto hoch genug im Sternbild Schütze. Er befindet sich links über dem Henkel des "Teekessels" der Hauptsterne des Schützen. Für Pluto benötigen Sie jedoch ein größeres Teleskop mit mehr Lichtsammelvermögen. Der Zwergplanet ist mit nur 14 mag nicht gerade hell und außerdem relativ schwer im Gewimmel der Millionen Milchstraßensterne im Hintergrund zu entdecken. Ich weise aber trotzdem darauf hin, denn am 14. Juli 2015 wird die Sonde New Horizons dort vorbeifliegen und einige Zeit später die ersten Detailbilder dieses Zwergplaneten liefern.

In der zweiten Nachthälfte ist dann auch schon der nächste Zwergplanet mit irdischem Besuch zu sehen. Ceres steht zurzeit im Steinbock neben dem unteren rechten Eckstern (Psi Capricorni). Auch sie wird derzeit vor Ort erforscht. Die Raumsonde Dawn erreichte Ceres vor einigen Wochen und umkreist sie nun in einem recht engen Orbit. Die ersten hoch aufgelösten Bilder der noch immer rätselhaften weißen Flecken gingen durch die Weltpresse. Ceres ist mit 8,5 mag relativ hell und sollte schon in einem guten Fernglas zu sehen sein, auf jeden Fall aber im kleinen Teleskop.

Aufsuchkarte für die Zwergplaneten Ceres und Pluto | Aufsuchkarte für die Zwergplaneten Ceres und Pluto. Letzterer steht für uns tief im Süden beim Sternbild Schütze, dessen Hauptsterne liebevoll das "Teekesselchen" genannt werden. Pluto ist nur mit einem großen Teleskop zu sehen, da er sich nur als sehr schwaches Sternchen zeigt. Ceres wird gerade von der Raumsonde Dawn besucht und steht für uns gut beobachtbar im Sternbild Steinbock.

Weitere Fernglasobjekte findet man in der Sommermilchstraße. Besonders attraktiv ist der "Kleiderbügelhaufen", eine zufällige Konstellation aus Sternen, die wie ein auf dem Kopf stehender Kleiderbügel angeordnet sind. Etwas unauffälliger darunter ist der offene Sternhaufen Messier 71, der sich mitten im kleinen Sternbild Pfeil befindet. Mit fortgeschrittener Nacht und ohne Mondlicht kann man auch die Schildwolke in der Milchstraße sehen. Ein heller Bereich im namensgebenden Sternbild Schild, dessen Sterne sehr schwach sind. Man findet es zwischen Adler und Schütze. Ebenfalls beim Schild befindet sich der offene Sternhaufen Messier 11. Die unteren drei Sterne des Adlers zeigen in einem kleinen Bogen genau darauf. Messier 11 ist ebenfalls ein perfektes Fernglasobjekt bei kleiner Vergrößerung und wirkt im Teleskop eher unspektakulär. Wer einen dunklen Himmel zum Beobachten hat, kann sich am Nordamerikanebel NGC 7000 versuchen. Dieses große Nebelgebiet liegt direkt neben dem hellen Stern Deneb im Schwan. Kleiner Tipp: Halten Sie einen Nebelfilter an das Fernglas. Das kann sehr viel helfen und über sehen oder nicht sehen entscheiden.

Übersicht der Sommermilchstraße im Bereich der Sternbilder Schwan und Adler | Der helle Stern am linken Ende des Schwans ist Deneb. Unter dem großen Sternbild ist der kleine Pfeil zu sehen, mit dem "Kleiderbügel" zu seiner Rechten. Weiter die Milchstraße entlang kommen die Sternbilder Adler und Schild.

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